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Neu auf dem Markt

ANTIDIABETIKUM NATEGLINIDE (STARLIX)

Für ein sehr beschränktes Anwendungsgebiet wird jetzt das orale Antidiabetikum Nateglinide (STARLIX) angeboten. Nateglinide soll nur als Zusatz bei nicht ausreichender Wirksamkeit von Metformin (GLUCOPHAGE u.a.) verwendet werden. Es wird wie Repaglinide (NOVONORM; a-t 1998; Nr. 11: 100-1) zu den Mahlzeiten eingenommen.

EIGENSCHAFTEN: Nateglinide gehört zu den Meglitiniden. Es enthält zwar keine Sulfonylharnstoffstruktur, hat aber wie Repaglinide Ähnlichkeit mit dem Restmolekül von Glibenclamid (EUGLUCON N u.a.) und wirkt wie ein Sulfonylharnstoff. Es steigert die Insulinsekretion aus den Betazellen des Pankreas, indem es ATP-sensitive Kaliumkanäle blockiert. Wie bei Sulfonylharnstoffen ist daher ein kardiotoxisches Potenzial durch Verschluss dieser Kanäle am Herzen zu befürchten. Für eine klinische Bedeutung der aus Tierversuchen abgeleiteten höheren Affinität von Nateglinide zu Betazellen im Vergleich zu kardiovaskulären Zellen gibt es keine Belege.

Das Mittel geht nach Einnahme rasch ins Blut über mit Spitzenspiegeln innerhalb einer Stunde. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt etwa eineinhalb Stunden.1

KLINISCHE STUDIEN: Als Monotherapeutikum wirkt Nateglinide relativ schwach. So senken dreimal täglich 120 mg über 12 Wochen das durchschnittliche HbA1c von eingangs 8,3% um 0,55%.2 Nach unveröffentlichten Daten scheint das HbA1c bei vorbehandelten Patienten nach Wechsel auf Nateglinide sogar anzusteigen.1,3 Unter Kombination mit dreimal täglich 500 mg Metformin sinkt es von initial 8,3% bis 8,4% in 24 Wochen um durchschnittlich 1,4% im Vergleich zu 0,8% und 0,5% unter Metformin bzw. Nateglinide allein.4

Studien mit klinischen Endpunkten gibt es nicht. Bis zum Beweis des Gegenteils ist als Konsequenz aus der UKPDS* von einer Gefährdung der Patienten auszugehen, wenn Nateglinide wie zugelassen in Kombination mit Metformin eingenommen wird. In der UKPDS steigt die Mortalität unter Metformin plus Sulfonylharnstoff trotz erniedrigtem HbA1c signifikant um 60% (a-t 1998; Nr. 10: 88-90).5

UNERWÜNSCHTE WIRKUNGEN: Symptome einer Unterzuckerung sind unter Nateglinide plus Metformin bei 15% der Patienten beschrieben im Vergleich zu 7% unter Metformin allein. Anstieg der Leberenzyme und Überempfindlichkeitsreaktionen wie Urtikaria kommen vor.6

KOSTEN: Einnahme von dreimal täglich 120 mg Nateglinide (STARLIX) verteuert mit 1.117 DM pro Jahr die Diabetes-Behandlung gegenüber der Therapie mit Repaglinide (NOVONORM; 863 DM/Jahr für dreimal täglich 1 mg) um 30%. Im Vergleich zu täglich 7 mg Glibenclamid ist sogar das 7- bis 16-fache aufzuwenden (EUGLUCON N: 149 DM/Jahr; GLIBEN 3,5 VON CT: 69 DM/Jahr).

 Gemäß EU-Zulassung darf das neue orale Antidiabetikum Nateglinide (STARLIX) nur in Kombination mit Metformin (GLUCOPHAGE u.a.) eingenommen werden.

 Gegen die Kombination eines Mittels mit Sulfonylharnstoff-artigen Effekten mit Metformin bestehen wegen der deutlich höheren Sterblichkeit unter Sulfonylharnstoff plus Metformin in der UKPDS Bedenken.

 Solange es keine Langzeitstudien mit klinischen Endpunkten gibt, die die Bedenken entkräften, raten wir von der Anwendung der teuren Neuerung ab.

© 2001 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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