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Korrespondenz

KINDLICHE REFLUXÖSOPHAGITIS - WAS KOMMT NACH CISAPRID (PROPULSIN U.A.)?

Gibt es eine Alternative zu PROPULSIN (Cisaprid) für ein Kind unter einem Jahr mit Refluxösophagitis? ...

U. TRENK (Apothekerin)
D-79423 Heitersheim

Gastroösophagealer Reflux kommt bei Säuglingen und Kleinkindern häufig vor. Er verursacht in der Regel kaum Beschwerden und sistiert spontan im Alter von 12 bis 18 Monaten. Für alle genannten Therapieempfehlungen gilt, dass sie auf wenigen, zumeist kleinen randomisierten Studien beruhen (siehe auch a-t 2000; 31: 18-9).

Bei unkompliziertem Reflux reichen meist nichtmedikamentöse Maßnahmen aus wie Liegen mit leicht erhöhtem Oberkörper, Verabreichen vieler kleiner Mahlzeiten und, wenn möglich, Andicken der Nahrung. Verzicht auf säurehaltige Fruchtsäfte ist anzuraten. Die Eltern sind hinsichtlich der Harmlosigkeit der Symptome zu beruhigen. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, empfehlen britische Fachgesellschaften ein Alginat mit niedrigem Natrium- und Aluminiumgehalt.1 Eine in Großbritannien angebotene Zubereitung speziell für Säuglinge und Kleinkinder (GAVISCON INFANT) fehlt hierzulande allerdings.

Bestehen die Beschwerden weiter oder treten Komplikationen wie Entzündung der Speiseröhre auf, sind H2-Antagonisten angezeigt. Für Cimetidin (TAGAMET u.a.) empfiehlt SmithKline Beecham "für Kinder und Jugendliche im Wachstumsalter" täglich 15-30 mg/kg Körpergewicht (KG), verteilt auf vier Einzeldosierungen. Anmerkungen wie "im Allgemeinen ... für diese Patientengruppe nicht angebracht" können allerdings verunsichern.2 Zudem wurde die einzige für Kinder geeignete Zubereitung, TAGAGEL Suspension, vom Markt genommen. In Großbritannien werden für Kinder unter einem Jahr täglich 20 mg/kg KG und für über Einjährige 25-30 mg/kg KG genannt.1 Geeignete Produkte stehen dort zur Verfügung. Für Ranitidin (SOSTRIL u.a.) werden bei peptischem Ulkus zweimal täglich 2-4 mg/kg KG empfohlen.1 Hierzulande ist es für unter Zehnjährige generell kontraindiziert, wird jedoch auf einer Konsensus-Konferenz von europäischen pädiatrischen Gastroenterologen dem Cimetidin vorgezogen.3

Lassen sich die Beschwerden auch mit H2-Antagonisten nicht beherrschen, kommt der Protonenpumpenhemmer Omeprazol (ANTRA u.a.) in Betracht. Wegen mangelnder Erfahrung wird allerdings von der Anwendung bei Säuglingen und Kindern bis zu einem Jahr abgeraten. Ältere Kinder mit einem Körpergewicht von 10-20 kg erhalten einmal täglich 10 mg. In Großbritannien werden für über Zweijährige 0,7-1,4 mg/kg KG empfohlen. Britische Pädiater berichten über schwere Elektrolytstörungen mit massivem renalen Natriumverlust bei einem fünfjährigen Kind, die sich nach Absetzen von Omeprazol vollständig zurückbilden.4

Prokinetika wie Metoclopramid (PASPERTIN u.a.) und Domperidon (MOTILIUM) sind hierzulande bei Kindern unter zwei bzw. unter einem Jahr generell kontraindiziert. Nach britischen Empfehlungen ist die Anwendung von Metoclopramid für unter 20-Jährige auf schweres unbeherrschbares Erbrechen bekannter Ursache zu beschränken. Als Dosis werden für das erste Lebensjahr bzw. bis zu 10 kg Körpergewicht zweimal täglich 1 mg genannt und für Ein- bis Dreijährige (10 bis 14 kg KG) zwei- bis dreimal täglich 1 mg. Da Metoclopramid vor allem bei Kindern Dyskinesien auslösen kann (siehe Seite 70), ist die Anwendung nur in Ausnahmefällen gerechtfertigt.

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