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Nebenwirkungen

LISPROINSULIN (HUMALOG):
PROLIFERATIVE DIABETISCHE RETINOPATHIE

Eine diabetische Netzhauterkrankung kann sich in der Schwangerschaft verschlechtern. Als Ursachen werden die abrupte Umstellung auf nahezu normoglykämischen Stoffwechsel, aber auch hormonelle Veränderungen einschließlich der Wachstumshormone diskutiert. Der Insulin-ähnliche Wachstumsfaktor 1 (IGF 1) soll an der Entstehung der diabetischen Spätkomplikation beteiligt sein.1 Nur selten entwickelt sich allerdings im Verlauf der Schwangerschaft eine proliferative Retinopathie, wenn zu Beginn nicht bereits eine milde Netzhauterkrankung ("Hintergrundretinopathie") bestand. Von 303 Frauen mit negativem ophthalmologischen Befund in der Frühschwangerschaft entwickelt in prospektiven Studien jede sechste eine milde bis mäßige Retinopathie, jedoch keine eine proliferative.2

Über eine auffällige Häufung proliferativer Retinopathien bei Schwangeren unter dem Kunstinsulin Lispro (HUMALOG) berichten jetzt kalifornische Diabetologen. Bei drei von zehn Frauen mit anfangs unauffälligem Fundus werden im dritten Trimenon floride Gefäßneubildungen entdeckt, die mehrfache Laserkoagulationen erfordern.2

Durch Vertauschung der beiden Aminosäuren Prolin und Lysin hat das Kunstinsulin mehr Ähnlichkeit mit IGF 1 als Humaninsulin (HUMINSULIN u.a.). Es bindet mit einer um 50% höheren Affinität an Rezeptoren des Wachstumsfaktors (vgl. a-t 6 [1996], 57).3 Die Risiken dieser Wirkeigenschaft sind nicht geklärt.

FAZIT: Schwangerschaft bedeutet ein erhöhtes Risiko für das Fortschreiten einer diabetischen Retinopathie. Das Insulinanalog Lispro (HUMALOG) steht im Verdacht, die Gefahr deutlich zu erhöhen, möglicherweise auf Grund höherer Affinität zum Rezeptor des Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktors IGF 1. Da kein relevanter Vorteil des Kunstinsulins ersichtlich ist (a-t 6 [1996], 56), raten wir von der Anwendung ab. Dies gilt besonders für Schwangere, zumal auch ein teratogenes Risiko nicht auszuschließen ist.4

1

CHANTELAU, E.: Br. J. Ophthalmol. 82 (1998), 725

2

KITZMILLER, J. L. et al.: Diabetes Care 22 (1999), 874

3

SLIEKER, L. J. et al.: Diabetiologia 40, Suppl. 2 (1997), S54

4

DIAMOND, T., N. KORMAS: N. Engl. J. Med. 337 (1997), 1009


© 1999 arznei-telegramm

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