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Korrespondenz

ZUM NUTZEN VON TROMCARDIN FORTE

Ich bin wieder einmal über das Präparat TROMCARDIN FORTE gestolpert, das in Praktikerkreisen zunehmend Verbreitung findet und von der Firma mit Slogans wie "beugt proarrhythmischen Komplikationen vor", "verringert signifikant ventrikuläre Extrasystolen" beworben wird. Die Zusammensetzung lässt einen Kaliumgehalt von 2 mval erkennen - der tägliche Normalbedarf des Menschen liegt bei etwa 80 mval, im Zusammenhang mit Kaliummangelzuständen entsprechend mehr - Magnesium wird mit 360,57 mg angegeben, dieses entspricht 2 mval. Beide Anteile reichen zur Substitution nicht aus, hier wird eine falsche Sicherheit vermittelt. Meiner Meinung nach sollte dieses Präparat vom Markt genommen werden, mindestens jedoch der Firma die Auflage erteilt werden, es anders zu bewerben.

Dr. med. W. SCHOORMANS (Internist/Kardiologe)
D-23837 Schleswig

TROMCARDIN FORTE wird zur Behandlung eines sogenannten Magnesium- und Kalium-Mangelsyndroms, von Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, Digitalis-Intoxikation und -intoleranz sowie zur Prophylaxe und Therapie des Herzinfarktes angeboten. Bei keiner dieser Indikationen lässt sich die Einnahme oder Injektion der niedrigdosierten Kalium-Magnesium-Fixkombination rational begründen.

"Modetherapie"1 nennt der Arzneiverordnungs-Report 1996 die in den letzten 20 Jahren überproportional angestiegenen Magnesiumverordnungen (TROMCARDIN FORTE nimmt inzwischen Rang 92 der meistverordneten Arzneimittel ein2). In der "verfügungsbeklagten Ausgabe" von 1997 musste diese Einschätzung geschwärzt werden.3 Auch die Firma Trommsdorf hat zu der juristisch durchgesetzten Zensur der Publikation beigetragen (a-t 1 [1998], 3).

Kalium- und Magnesiumdefizite können zwar gemeinsam vorkommen, z.B. unter Einnahme von Diuretika. So ist bei therapierefraktärer Hypokaliämie immer auch an Magnesiumverlust zu denken. Magnesiummangel verstärkt die Kaliumausscheidung durch die Nieren. Dieser Mechanismus lässt sich nur durch Ausgleich von Magnesium korrigieren. Mangelzustände beider Elektrolyte sind jedoch unabhängig voneinander nach Bedarf zu substituieren.

Herzrhythmusstörungen wie Spitzenumkehrtachykardien oder digitalisinduzierte Tachyarrhythmien sprechen auf Infusionen von Magnesium an. Hier sind ausschließlich Monopräparate angezeigt (vgl. a-t 6 [1991], 51). Als "EKG-Kosmetik" ohne klinische Relevanz bewerten wir die Befunde einer Untersuchung, die Trommsdorf für Werbezwecke nutzt: Unter Einnahme von dreimal täglich 2 mval Kalium plus Magnesium nehmen in dieser Studie ventrikuläre Extrasystolen ab. Die Häufigkeit wiederholter ventrikulärer Tachyarrhythmien sowie klinischer Symptome bleibt jedoch unbeeinflusst.4

Beim Herzinfarkt hat Magnesium entgegen früherer Erwartungen nicht nur keinen Nutzen. Kardiale Komplikationen nehmen sogar zu (a-t 10 [1993], 99),5 -Red.


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