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Omeprazol (ANTRA, GASTROLOC) und das Sehvermögen: Ein 49-jähriger Postarbeiter nimmt wegen wiederkehrender Zwölffingerdarmgeschwüre mehrere Monate lang den Protonenpumpenhemmer Omeprazol (ANTRA u.a.) ein. Das zuvor schon eingeschränkte Sehfeld verschmälert sich weiter. Der Augenarzt stellt eine beidseitige partielle Optikusatrophie ohne Anhalt für eine auslösende Grunderkrankung fest. Nach Wechsel auf den H2-Antagonisten Cimetidin (TAGAMET u.a) verschlechtert sich die Sehfunktion nicht weiter (NETZWERK-Bericht 9739). Seit unserem ersten Beitrag über Seh- und Hörstörungen nach Omeprazol 1993 erhielt das NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION 25 Berichte über Störwirkungen an den Augen in Verbindung mit Protonenpumpenhemmern. Drei Patienten erlitten nach Omeprazol eine Optikusatrophie mit bleibender Einschränkung des Sehvermögens (7273, 8540, 9739; a-t 11 [1994], 110). Je eine Meldung über Verschwommensehen und depressive Verstimmung (8199) sowie über irreversiblen Gesichtsfeldausfall vermutlich infolge ischämischer Optikusneuropathie (8094, vgl. a-t 7 [1995], 79) betreffen Pantoprazol (RIFUN, PANTOZOL). Aus Tierversuchen mit Lansoprazol (AGOPTON, LANZOR) sind irreversible Sehnervschädigungen bekannt, so dass an einen Klasseneffekt der Protonenpumpenhemmer zu denken ist (SCHÖNHÖFER, P. S. et al.: Brit. Med. J. 314 [1997], 1805). Auf Anordnung des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte nennt die Fachinformation für Omeprazol-Präparate seit September 1994 den Verdacht von "Sehstörungen in Form von Verschwommensehen, Sehschärfeverlusten oder Gesichtsfeldeinschränkungen bis hin zur Erblindung". Der Hinweis auf Einzelfälle von "Sehstörungen" in den Fachinformationen von Lansoprazol, Pantoprazol und Rabeprazol (PARIET; vgl. Seite 2) verharmlost die Bedrohlichkeit der Schädigung.


© 1999 arznei-telegramm

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