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Gabapentin (NEURONTIN) gegen Schmerzen bei Polyneuropathie? Neuropathische Schmerzen lassen sich nur schwer behandeln. Übliche Analgetika versagen in der Regel. Die bevorzugt verwendeten trizyklischen Antidepressiva helfen jedem Zweiten bis Dritten. Anticholinerge Störeffekte und das arrhythmogene Potential schränken ihre Brauchbarkeit jedoch ein. In zwei kontrollierten Doppelblindstudien wirkt das Antiepileptikum Gabapentin (NEURONTIN) in Dosierungen bis maximal 3.600 mg/Tag bei schmerzhafter diabetischer und postherpetischer Polyneuropathie besser als ein Scheinmedikament. Mit einer Number needed to treat (NNT) von 3,7 für Diabetiker und 3,2 für Zosterpatienten scheint Gabapentin Missempfindungen ebenso wirksam zu lindern wie Trizyklika (NNT 2,3-3; vgl. a-t 5 [1998], 47). Direkte Vergleiche fehlen allerdings. Trizyklische Antidepressiva bleiben Mittel der Wahl. Auch ein Vergleich mit anderen, preiswerten Antikonvulsiva wie Carbamazepin (TEGRETAL u.a.) oder Phenytoin (PHENHYDAN u.a.) steht aus. Schwindel und Schläfrigkeit treten unter Gabapentin bei jedem vierten Studienteilnehmer auf. 7% bis 10% leiden unter Ataxien, peripheren Ödemen oder Infekten (BACKONJA, M. et al.: J. Am. Med. Ass. 280 [1998], 1831; ROWBOTHAM, M. et al.: J. Am. Med. Ass. 280 [1998], 1837/ati d). Bedenklich stimmt ein Fallbericht, in dem unter Anwendung von Gabapentin eine periphere Neuropathie mit Verschlechterung von Nervenfunktionen beschrieben wird (GOULD, H. J.: Pain 74 [1998], 341). Im Gegensatz zu Trizyklika und Standardantiepileptika ist Gabapentin nicht zur Behandlung schmerzhafter Polyneuropathien zugelassen. Es kann für einen H eilversuch verwendet werden (besondere Aufklärungspflicht!), wenn diese nicht vertragen werden oder kontraindiziert sind, -Red.


© 1999 arznei-telegramm

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