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Korrespondenz

CAVE: BLUTHOCHDRUCK DURCH LAKRITZE

Eine aufgebrachte Kundin macht mich auf einen Artikel aus dem "Spiegel" (27/1998, Seite 150) aufmerksam. Demnach fehlt bei den meisten Lakritzwaren die Deklaration des blutdrucksteigernden Glyzyrrhizins, so auch bei RHEILA-KONSUL-Salmiak-Pastillen. Diese gelten nicht als Lebens-, sondern als Arzneimittel. Die Firma Diedenhofen verzichtet angeblich auf die Deklaration, weil es sich bei der Lakritze um Altarzneimittel handele, deren Nachzulassung von der Bundesbehörde noch nicht bearbeitet ist ...

MÖHRKE, W. (Apotheker)
D-49525 Lengerich

Diedenhofen wartet auf eine "vorsorglich beantragte" "Zustimmung der zuständigen Behörde" für die Änderung der Deklaration.1 Tatsächlich sind Hersteller jedoch verpflichtet, den wissenschaftlichen Kenntnisstand eigenverantwortlich zu berücksichtigen.2 Gegen Tagesdosierungen bis 100 mg Glyzyrrhizinsäure bestehen angeblich "keine Einwände".3 Wenig bekannt ist, dass bisweilen geringe Mengen Lakritze ausreichen, den Blutdruck zu erhöhen. Holländische Ärzte berichten über zwei junge Frauen mit erniedrigtem Serumkalium und therapieresistentem Bluthochdruck bzw. Ödemen. Reninaktivität und Aldosteron im Plasma sind deutlich vermindert. Die Patientinnen nehmen die "Pille" und konsumieren täglich zwei bis drei Päckchen Kaugummi mit Lakritzgeschmack, entsprechend einem Gehalt von 50 mg bis 120 mg Glyzyrrhizinsäure. Nachdem sie diese weglassen, klingen die Symptome innerhalb von drei Wochen ab.4

Lakritze wird aus Süßholzwurzeln gewonnen. Deren Hauptinhaltsstoff (bis 14%) Glyzyrrhizinsäure besitzt Steroidstruktur und fördert über mineralokortikoide (aldosteronähnliche) Effekte die Wasser- und Natriumretention sowie die Ausscheidung von Kalium mit der Folge von Hypertonie und Ödemen (a-t 7 [1978], 63). Frauen scheinen manchmal besonders empfindlich auf Lakritze zu reagieren, möglicherweise auf Grund von Östrogenwirkungen am Mineralokortikoidrezeptor, -Red.

1

Diedenhofen: Schreiben vom 25. Aug. 1998

2

BfArM: Schreiben vom 27. Aug. 1998

3

Aufbereitungsmonographie "Liquiritiae radix"

4

DE KLERK, G. J. et al.: Brit. Med. J. 314 (1997), 731


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