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Zum Nutzen der Pneumokokken-Impfung: Die Impfung gegen Pneumokokken wird für Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko empfohlen, z.B. bei Diabetes, chronischen Lungen- und Herzerkrankungen, nach Entfernung der Milz oder bei Immunschwäche (a-t 5 [1986], 36). Pasteur Merieux MSD gibt als Indikation für die 23 Kapselantigene enthaltende Vakzine PNEUMOVAX 23 außerdem Alter über 50 Jahre an. Die Wirksamkeit der Pneumokokken-Impfung steht jedoch in Frage. Ältere Impfstoffe mit weniger als 23 Serotypen versagen in randomisierten klinischen Untersuchungen häufig gerade bei denen, die besonders gefährdet sind. Antikörperanstieg erlaubt offenbar keinen Rückschluss auf den Schutzeffekt, zumal unklar ist, wie hoch die Erhöhung sein sollte (FINE, M. J. et al.: Arch. Intern. Med. 154 [1994], 2666; Rev. Prescr. 17 [1997], 560). Pneumokokkenstämme mit anderen Kapselantigenen werden zudem nicht erfasst. Eine doppelblinde randomisierte Studie mit knapp 700 50- bis 85-jährigen ohne immunschwächende Grunderkrankung verstärkt nun die Bedenken: Nach stationärer Behandlung einer ambulant erworbenen Lungenentzündung erhalten die Teilnehmer entweder PNEUMOVAX 23 oder Scheinmedikament (Natriumchlorid) in den Muskel bzw. bei Anwendung von Antikoagulantien subkutan. Innerhalb des Beobachtungszeitraums (im Mittel zweieinhalb Jahre) senkt die Vakzine weder die Häufigkeit von Pneumonien insgesamt (19% vs. 16% unter Plazebo) noch verhindert sie Lungenentzündungen, bei denen Pneumokokken nachgewiesen werden können (5,6% vs. 4,5%). Auch hinsichtlich der Sterblichkeit unterscheiden sich die Gruppen nicht. Eine Altersabhängigkeit der Schutzrate lässt sich nicht feststellen (ÖRTQVIST, (. et al.: Lancet 351 [1998], 399). Der Hersteller bemängelt unter anderem die angeblich zu kleine Studiengröße und erhofft sich Aufschluss aus einer retrospektiven Studie, die zur Veröffentlichung ansteht (Pasteur Merieux MSD: Schreiben vom 26. Febr. 1998).


© 1998 arznei-telegramm

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