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Angina pectoris: Koronare Angioplastie oder Arzneitherapie? Die Ballonerweiterung verengter Herzkranzgefäße (PTCA) mit und ohne Stentimplantation ist in Deutschland bei Patienten mit Angina pectoris mittlerweile ein Routineeingriff, der in jeder größeren Herzklinik und in spezialisierten Praxen durchgeführt wird. Nach mehreren kleinen Studien scheint die Erweiterung der Herzkranzgefäße pektanginöse Beschwerden besser zu lindern als die konservative Behandlung. Jedoch erlauben die geringen Patientenzahlen keine Rückschlüsse auf die Beeinflussung des Herzinfarkt- und Sterblichkeitsrisikos. Erstmals liegen nun mit der RITA-2 (Randomised Intervention Treatment of Angina)-Studie umfangreiche Daten vor. Sie bestätigen ältere vorläufige Ergebnisse, die für einen Anstieg des Herzinfarktrisikos nach PTCA sprechen. In 20 Zentren werden jeweils über 500 Patienten mit symptomatischer koronarer Herzerkrankung randomisiert der PTCA bzw. Behandlung mit Betablockern, Kalziumantagonisten und/oder Nitraten zugeordnet und im Mittel über 32 Monate beobachtet. Unter konservativer Therapie erleiden 3,3% der Patienten Herzinfarkt oder Tod, verglichen mit 6,3% nach PTCA. Die akute Mortalität des Eingriffes ist gering (0,2%). Über die gesamte Studiendauer beträgt die Sterblichkeit 2,2%, unter konservativer Therapie 1,4%. Das erhöhte Herzinfarktrisiko scheint dagegen in direktem Zusammenhang mit dem koronaren Eingriff zu stehen. Im Vergleich zur konventionellen Therapiegruppe treten schwere pektanginöse Beschwerden drei Monate nach PTCA um 16% seltener auf, nach zwei Jahren um 8%. Nach drei Jahren findet sich kein Unterschied mehr. Die Ergebnisse dieser Studie widersprechen der Auffassung, dass die künstliche Aufweitung koronarer Stenosen das Herzinfarktrisiko verringert. Sie bestätigen frühere Ergebnisse, nach denen der koronare Verschluss nicht direkt auf blutflussbehindernden Stenosen der Herzkranzgefäße beruht. Wie sich Stentimplantationen auf Herzinfarktrate und Sterblichkeit auswirken, bleibt zu untersuchen. Der invasive koronare Eingriff mit PTCA sollte Patienten mit schweren pektanginösen Beschwerden vorbehalten bleiben, die in ihrer Lebensqualität wesentlich beeinträchtigt sind und die auf eine medikamentöse Therapie nicht ausreichend ansprechen (POCOCK, S. et al.: Lancet 350 [1997], 461/ati d).


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