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Nebenwirkungen

CLAVULANSÄURE (IN AUGMENTAN):
BESONDERES RISIKO VON LEBERSCHÄDEN

Wer Amoxicillin zusammen mit dem Betalaktamasehemmer Clavulansäure (AUGMENTAN) einnimmt, muß sechsmal häufiger mit Leberschäden rechnen als unter dem Breitspektrumpenizillin allein. Nach einer retrospektiven Untersuchung an mehr als 400.000 Patienten entwickelt einer von 4.300 Anwendern der Kombination hepatobiliäre Störwirkungen. Zwischen Behandlungsbeginn und Symptomen liegen oft mehr als drei Wochen. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, die AUGMENTAN wiederholt einnehmen: Mehr als jeder 750. erkrankt, meist an cholestatischer Gelbsucht. Das Risiko ist damit größer als unter Erythromycin (ERYTHROCIN u.a., vgl. a-t 2 [1992], 18) oder Flucloxacillin (STAPHYLEX u.a., a-t 4 [1992], 40). Die Rate der Leberschäden nach Amoxicillin (AMOXIPEN u.a.) allein soll dagegen etwa 1 : 25.000 betragen. Einige Patienten, die auf Amoxicillin plus Clavulansäure mit Störwirkungen reagieren, vertragen später das Penizillin allein.1

Auch das NETZWERK spiegelt die unterschiedliche Lebertoxizität wider: Wir verzeichnen sechs Berichte zu AUGMENTAN und einen zu Amoxicillin, obwohl das Ami-nopenizillin gut zehnmal häufiger als Einstoffpräparat verordnet wird (41 Millionen vs. 4 Millionen Verordnungen2). Ein Vierjähriger aus Oberbayern erkrankt zwei Wochen nach Beginn der Einnahme von AUGMENTAN PRO INFANTIBUS gegen Scharlach an cholestatischer Gelbsucht. Das Bilirubin steigt auf 48 mg/dl. Nach Entnahme einer Leberbiopsie unter Narkose kommt es zum partiellen Leberversagen (NETZWERK-Bericht 2176). Ein 53jähriger Beamter, der täglich zwei bis drei Flaschen Bier trinkt, erleidet nach Einnahme von AUGMENTAN einen schweren toxisch-allergischen Leberschaden mit hepatorenalem Syndrom. Einige Wochen später verstirbt er an oberer Magen-Darm-Blutung bei schwerer hepatogener Gerinnungsstörung (6328).

1

RODRIGUEZ, L. A. G. et al.: Arch. Intern. Med. 156 (1996), 1327

2

SCHMITZ, W. in SCHWABE, U., D. PAFFRATH (Hrsg.): "Arzneiverordnungs-Report '95", Gustav Fischer, Stuttgart (1995), Seite 58


© 1996 arznei-telegramm

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