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Medikamente und Hörverlust: 48 Berichte an das NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION betreffen Taubheit. Bekannt ist eine Gehörschädigung von Aminoglykosiden, weniger von anderen Antibiotika wie dem Makrolid Erythromycin (ERYTHROCIN u.a., a-t 2 [1992], 18). Eine Vierjährige erhält gegen Keuchhusten zwei Wochen lang MONOMYCIN Saft. Anschließend fällt ein einseitiger vollständiger Hörverlust auf, der noch einen Monat später anhält (NETZWERK-Bericht 8177). Dagegen geht die Innenohrschwerhörigkeit einer an Sinusitis erkrankten 31jährigen nach Absetzen zurück (5315). Bei einem Patienten ist irreversibler Tinnitus beschrieben (VASQUEZ, E. M. et al.: Arch. Intern. Med. 153 [1993], 879). Aus dem Tierversuch ist eine Erythromycin-vermittelte passagere Hörminderung auf Hirnstammebene bekannt. Hörzellen der Innenohrschnecke nehmen Schaden, wenn das Makrolid beim Tier in das Innenohr eingebracht wird. Die Störwirkung wird in der Roten Liste 1995 nur von einigen Herstellern genannt. Auch Gyrasehemmer wie Ofloxacin (TARIVID) und Ciprofloxacin (CIPROBAY), deren breites neurotoxisches Störspektrum bekannt ist (a-t 8 [1995], 87), können das Hörvermögen beeinträchtigen (1626, 1699, 1908, 8252). Weitere Melder nennen die Cefalosporine Cefuroxim (ZINNAT, 5582) und Ceftriaxon (ROCEPHIN, 6034) und die Protonenpumpenhemmer Omeprazol (ANTRA, 7308, 7522, 7672; vgl. a-t 11 [1994], 110) und Lansoprazol (AGOPTON, 7671). Die Hörminderung einer 58jährigen Hausfrau nach zehnmonatiger Einnahme von täglich 100 mg Azetylsalizylsäure (ASPIRIN 100 u.a.) wird zunächst als Hörsturz gedeutet. Später erhält sie ein Hörgerät. Als sie das Salizylat schließlich absetzt, braucht sie die Hörhilfe nicht mehr (7146). Auch für Ibuprofen (IMBUN, 1406), Indometazin (AMUNO u.a.) und Parazetamol (BEN-U-RON u.a.) werden Hörstörungen beschriebenen (a-t 4 [1992], 39; 2738). Gleiches gilt für Betablocker wie Sotalol (SOTALEX, "hochtonbetonte Innenohrschwerhörigkeit", 8178) und Metoprolol (LOPRESOR, 7416). Die Ursache für einen Hörsturz bei jungen Frauen, die Kontrazeptiva (MARVELON, 7170; FEMOVAN, 3058, 3059) einnehmen, könnte auf Mikrozirkulationsstörungen infolge erhöhter Gerinnungsaktivität beruhen.


© 1996 arznei-telegramm

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