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Sehnenriß nach Norfloxacin (BARAZAN): Gyrasehemmer schädigen im Tierversuch die Grundsubstanz des Knorpels und führen zu Kollagenverlust. Ähnliche Abbauerscheinungen können auch für die bei Menschen beobachteten Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Sehnenrupturen verantwortlich sein (SZAREMAN, A. et al.: N. Engl. J. Med. 332 [1995], 193/ati d). Eine 73jährige Frau nimmt wegen einer seit knapp 20 Jahren bestehenden rheumatoiden Arthritis Diclofenac (DICLAC u.a.), Methotrexat (METHOTREXAT LEDERLE u.a.) und Methylprednisolon (URBASON). Ein Harnwegsinfekt im März dieses Jahres wird mit Norfloxacin (BARAZAN) behandelt. Nach dreitägiger Einnahme erleidet sie eine Teilruptur der rechten Achillessehne. Zuvor bestanden im Bereich des rechten Hackens keine Beschwerden. Noch fünf Monate später ist das Gehen schmerzhaft, der sonographische Befund unverändert (NETZWERK-Bericht 8161). Das NETZWERK verzeichnet sechs weitere Berichte über Beschwerden an den Sehnen wie Tendovaginitis, Schmerzen an der Sehnenansatzstelle, Entzündung und Ruptur durch die Gyrasehemmer Ciprofloxacin (CIPROBAY; 7342, 7387), Ofloxacin (TARIVID; 7177), Pefloxazin (PEFLACIN; 6110, 7668) und das 1992 vom Markt genommene Temafloxacin (TEFLOX; 7532). Es handelt sich bei der seit Anfang der 90er Jahre häufiger beschriebenen Schadwirkung (a-t 11 [1992], 116 und 5 [1994], 47) offensichtlich um einen Klasseneffekt der Gyrasehemmer. Gleichzeitige Anwendung der potentiell ebenfalls sehnenschädigenden Kortikosteroide erhöht möglicherweise das Risiko. Ältere Patienten sind häufiger betroffen. Bei ersten Schmerz- oder Entzündungszeichen im Bereich der Sehnen unter Einnahme von Gyrasehemmern ist die Therapie abzubrechen. Die betroffenen Gliedmaßen sollen nicht belastet werden, bis sich die Beschwerden legen oder eine Tendinitis definitiv als Ursache ausscheidet (Curr. Probl. in Pharmacovig. 21 [1995], 8/ati d).


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