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                            a-t 1995; Nr.2: 9nächster Artikel
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Trends und Technologien der Empfängnisverhütung: Gängige Verhütungsmittel lassen Wünsche offen (s. Seite 12). Bedenken richten sich gegen den Langzeitgebrauch der "Pille", vor allem durch Raucherinnen. Barrieremethoden wie Kondome versagen häufig unter "Feldbedingungen" des täglichen Lebens. Als chancenreich gelten empfängnisverhütende "Impfstoffe" (s. auch a-t 1 [1989], 2). Indische Reproduktionsmediziner immunisierten Frauen gegen hCG (humanes Choriongonadotropin). Ohne das Hormon kann sich die befruchtete Eizelle nicht in der Gebärmutter einnisten. Vier Fünftel der "Geimpften" entwickeln kurzfristig Antikörper, so daß nur "Booster"- Injektionen in kürzeren Zeitabständen Empfängnisschutz bieten. Die Menstruation wird nicht verschoben. Ob eine Untereinheit des in der "Vakzine" enthaltenen hCG, die auch in anderen Hormonen vorkommt, Autoimmunreaktionen auslöst, wird noch erforscht. Unter Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beginnt in Schweden die klinische Erprobung eines weiteren Anti-hCG-"Impfstoffs", dessen Aminosäurenfolge in Hypophysenhormonen fehlt (ALDHOUS, P.: Science 266 [1994], 1484).

Das als "Abtreibungspille" bekannt gewordene Antiprogesteron Mifepriston (RU 486, MIFEGYNE [Frankreich]) könnte als postkoitales Verhütungsmittel leichter Karriere machen: Jeweils 350 Frauen nehmen innerhalb von 72 Stunden nach ungeschütztem Verkehr einmal 600 mg Mifepriston oder die übliche "Pille danach" (s. Seite 22) ein. Keine der mit der neuartigen Methode Behandelten wird schwanger, dagegen vier Frauen der Kontrollgruppe. Die Menstruation verzögert sich durch Einnahme von Mifepriston häufiger (GLASIER, A. et al.: N. Engl. J. Med. 327 [1992], 1041). Nach einer WHO-Studie setzt bei 98% der Anwenderinnen mit ungeschütztem Verkehr und bis zu zehn Tage überfälliger Menstruation die Regelblutung ein, wenn sie das Antigestagen eingenommen und zwei Tage später ein Prostaglandin erhalten haben.

Als ZP3 wird ein Glykoprotein der Eihülle bezeichnet, an das sich Spermien anlagern. Nach In-vitro-Versuchen der Firma Roche binden auch synthetische, dem ZP3-Rezeptor ähnliche Oligosaccharide an Samenzellen und verhindern die Befruchtung (SERVICE, R. F.: Science 266 [1994], 1480).

In der klinischen Erprobung, jedoch ohne Aussicht auf kurzfristige Verfügbarkeit, befinden sich "Pillen" und "Spritzen" für den Mann (s. Seite 22).


© 1995 arznei-telegramm

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