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ATOVAQUON (WELLVONE)
GEGEN PNEUMOCYSTIS-CARINII-PNEUMONIE

Über die Hälfte der AIDS-Patienten erkrankt an Pneumocystis-carinii-Pneumonie (PCP). 10% bis 60% der Betroffenen sterben an der durch Abwehrschwäche bedingten Infektion mit dem Einzeller. Inhalationen von Pentamidin (PENTACARINAT) dienen der Prophylaxe.

Als Mittel der Wahl für die Therapie gilt hochdosiertes Co-trimoxazol (BACTRIM u.a.; a-t 6 [1993], 59). Schwerwiegende Störwirkungen der Sulfonamid-haltigen Kombination treffen AIDS-Kranke besonders häufig und begrenzen die Einsatzmöglichkeit.1 Bei Unverträglichkeit von Co-trimoxazol stehen nun bei milder und mäßig schwerer akuter PCP Atovaquon Tabletten (WELLVONE) als Alternative zur Verfügung.

EIGENSCHAFTEN: Die Bioverfügbarkeit des nur als Tabletten erhältlichen Atovaquon ist variabel. Einnahme mit fetthaltigen Speisen steigert die Absorption um das Drei- bis Vierfache.2 Ein enterohepatischer Kreislauf soll der langen Halbwertszeit von 55 Stunden zugrundeliegen. Das Naphthochinonderivat wird unverändert mit dem Stuhl ausgeschieden.1

KLINISCHE STUDIEN: In einer Doppelblindstudie an AIDS-Kranken mit PCP versagt die dreiwöchige Behandlung mit täglich 2250 mg Atovaquon bei 28 (20%) von 138 Patienten – dreimal so häufig wie die Therapie mit sechs Co-trimoxazol-forte-Tabletten (5760 mg) pro Tag (10 [7%] von 146 Behandelten). Vier Wochen nach Beendigung der Therapie sind unter Atovaquon elf, unter Co-trimoxazol ein Patient verstorben. 20% der mit der Sulfonamid- haltigen Kombination Behandelten müssen wegen Unverträglichkeit auf ein anderes Medikament wechseln, fast dreimal so viele wie unter Atovaquon (7%).3

Kontrollierte Vergleiche des Antiprotozoenmittels mit anderen oralen Behandlungsregimen wie Trimethoprim (TRIMANYL u.a.) plus Dapson (DAPSON-FATOL) oder Primaquin (PRIMAQUINE) plus Clindamycin (SOBELIN u.a.) fehlen.2

Atovaquon bringt etwa gleich häufig anhaltende Besserung wie Infusionen des als toxisch geltenden Reservemittels Pentamidin (PENTACARINAT), zwingt aber seltener wegen Unverträglichkeit zum Therapieabbruch.4

STÖRWIRKUNGEN: Über 20% der mit Atovaquon Behandelten reagieren mit Hautausschlag, Übelkeit und Fieber, 10% bis 20% mit Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerz und Schlaflosigkeit. Häufig sind auch Anstieg von Transaminasen und Amylase, Hyponatriämie und Blutschäden wie Neutropenie und Anämie.5

FAZIT: Mittel der Wahl zur Behandlung der Pneumocystis-carinii-Pneumonie bleibt das Sulfonamid-haltige Co-trimoxazol (BACTRIM u.a.). Bei Unverträglichkeit bietet Atovaquon (WELLVONE) bei milder bis mäßig schwerer Infektion eine zwar besser verträgliche, aber weniger wirksame und erheblich teurere (s. Kasten) Behandlungsalternative der ferneren Wahl.


© 1995 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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