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Korrespondenz

"BILLIGES" EFEROX UNWIRTSCHAFTLICH?

Unter dem Eindruck des Arzneibudgets sind viele Kollegen geneigt, chronisch kranke Patienten von ihren bisherigen Präparaten auf billigere wirkstoffgleiche Medikamente umzustellen. Einige Hersteller machen sich dieses Verhalten zunutze, indem sie aggressiv mit dem Preis werben und dabei suggerieren, daß gleicher Wirkstoff gleiche Bioverfügbarkeit bedeute. Dies ist im Augenblick auch bei Thyroxin-Präparaten zu beobachten.

EFEROX ist bei einer Tagesdosis von 100 µg um 2,01 Pfennig billiger als die anderen Thyroxin-Präparate wie EUTHYROX und L-THYROXIN. Sieht man einmal davon ab, daß ein – scheinbarer – Preisvorteil von rd. 60 Pfennigen pro Monat kein Grund für die Umstellung eines Patienten sein kann, so ergibt sich u. a. aus der Studie von HEINTZ et al.1 eine um ca. 25 % niedrigere Bioverfügbarkeit von EFEROX. Damit ist der niedrigere Preis der 100er Packung EFEROX kompensiert; es ergeben sich sogar höhere Kosten von 18 Pfennig im Monat. Dazu kommen noch die Kosten der zusätzlichen Diagnostik zur exakten Dosiseinstellung, so daß ein solches Vorgehen, vom medizinischen Aspekt abgesehen, auch unter dem Aspekt der Sparsamkeit nicht zu rechtfertigen ist; es ist geradezu ein Musterbeispiel für Unwirtschaftlichkeit.

Auf die Frage nach der Bioverfügbarkeit verweist der EFEROX-Hersteller auf eine Studie aus dem Jahre 1987.2 Diese muß vor dem Hintergrund der zu ihr publizierten Kritik und der Studie von HEINTZ et al. als überholt angesehen werden.

Solange der Hersteller nicht in der Lage ist, nach einer eventuellen Änderung der Galenik die Bioäquivalenz im Vergleich zu den anderen Thyroxin- Präparaten darzulegen, ist eine Umstellung auf EFEROX nicht zu empfehlen.

1   HEINTZ, P.: "Schilddrüse", Thieme, Stuttgart 1987, Seite 402
2   BALL, P. et al.: NucCompact 18 (1987), 92

Dr. H. H. WEYER (Arzt für Nuklearmedizin)
D-79098 Freiburg

Auf Anfrage läßt uns der EFEROX-Hersteller Wyeth Daten einer noch unveröffentlichten offenen, multizentrischen Cross-over-Studie zugehen. EFEROX habe sich als bioäquivalent mit L-THYROXIN HENNING 100 erwiesen. Methodik und Ergebnisse lassen sich mangels Detailinformationen nicht prüfen. Selbst die Zahl der Probanden ist nicht ersichtlich, –Red.


© 1993 arznei-telegramm

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