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Kurz und bündig

KEIN KAMILLENAUFGUSS FÜR DIE AUGEN

Augenblicklich häufen sich die "Gerstenkörner" und damit auch die Verwunderung der Patienten, die, vom Augenarzt geschickt, um Kamillentee in Aufgußbeuteln zu holen, den unübersehbaren Hinweis lesen: "Nicht zur Anwendung am Auge". In der Aufbereitungsmonographie fehlt ein entsprechender Hinweis. Ist die jahrhundertealte Praxis, die zudem noch mit Erfolg praktiziert wird, ohne Alternative abzulehnen?

F. M. KUNTZ (Apotheker)
St. Cosmas-Apotheke
D-41462 Neuss


Die Verwendung selbst hergestellter Aufgüsse aus den pollenbeladenen Kamillenblüten im Gesichtsbereich trägt zur Sensibilisierung bei und kann allergische Reaktionen auslösen. Zwei von 100 Personen mit allergischer Rhinitis reagierten auf konjunktivale Provokation mit Kamillenaufguß positiv. Von sieben Heuschnupfen-Patienten, die nach einem Augenbad mit Kamillentee mit allergischer Konjunktivitis reagierten, entwickelten zwei auch Augenlidangioödeme. Die orale Provokation mit Kamillentee blieb indes ohne Effekt (DE SMET, P.A.G.M. in: DE SMET, P.A.G.M. et al: "Adverse Effects of Herbal Drugs 1", 1992, Springer, Berlin, Seite 263).

Zur Gerstenkornbehandlung wird überwiegend Wärme empfohlen, beispielsweise Rotlicht, heiße Kompressen oder Dampfbäder, ohne daß diese durch Zusätze aromatisiert sein müssen. Antibiotika-haltige Salben erreichen das Drüseninnere nicht. Schwere Erkrankungen erfordern systemische Antibiotika, beispielsweise Erythromycin (ERYCINUM u.a.) oder Dicloxacillin (DICHLOR-STAPENOR), –Red.


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