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Kurz und bündig

Zwischenbilanz – 180 neue Humanarzneistoffe im Rückblick: Im Zeitraum 1987 bis 1992 erteilte das Bundesgesundheitsamt für etwa 180 "neue" Stoffe bzw. Stoffkombinationen eine Zulassung. Als "neu" eingestuft werden Substanzen, deren Wirkungen in dem für die Zulassung beantragten Anwendungsgebiet in Deutschland nicht allgemein bekannt sein sollen. Warum Altpräparate wie die 1980 eingeführte Indometazin-Variante Acemetazin (RANTUDIL) gelistet sind, bleibt den Wundern BGA-bürokratischer Zählkunst vorbehalten. Als therapeutischer Unsinn erscheint uns die "innovative" Kombination aus Co-dergocrin und Nifedipin (PONTUC) auf der Liste. Von den 180 "Neuzulassungen" besitzen nach unserer Einschätzung neun einen therapeutischen Innovationswert: das Ulkusmittel Omeprazol (ANTRA, vgl. a-t 5 [1992], 42), das bei Zytostatikaerbrechen verwendete Ondansetron (ZOFRAN, vgl. a-t 3 [1991], 26), das Standby-Malariatherapeutikum Halofantrin (HALFAN, vgl. a-t 7 [1991], 59), der Cholesterinsynthesehemmer Lovastatin (MEVINACOR, vgl. a-t 12 [1991], 111), das Anästhetikum Propofol (DISOPRIVAN, vgl. a-t 5 [1990], 44), das Reserveantiepileptikum Vigabatrin (SABRIL, vgl. a-t 4 [1992], 34), die Phospholipide aus Rinderlunge (SURFACTANT, SURVANTA, vgl. a-t 4 [1990], 38) beim Atemnotsyndrom Frühgeborener, das Migränemittel Sumatriptan (IMIGRAN, vgl. a-t 2 [1993], 22) und das Echinokokkose-Mittel Albendazol (ESKAZOLE). Unter den entbehrlichen "Innovationen" befinden sich sechs Spielarten von Betarezeptorenblockern wie Bopindolol (WANDONORM) und Esmolol (BREVIBLOC u.a.), sechs ACE-Hemmer-Varianten vom Typ Ramipril (DELIX), sechs Antimykotika aus der Azol-Reihe zur äußerlichen Anwendung und ein gutes Dutzend Antibiotika aus bekannten Grundgerüsten. Ein Vertreter dieses Anwendungsbereiches, das Temafloxacin (TEFLOX) von Abbott, mußte wenige Wochen nach seiner Einführung wegen gehäuft vorkommender Unverträglichkeiten vom Markt genommen werden (vgl. a-t 6 [1992] 53). Das Harninkontinenzmittel Terodilin (MICTROL) blieb nur ein Jahr im Handel, bis es wegen lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen außer Handel kam (vgl. a-t 9 [1991], 79). (Bundesgesundheitsblatt 3/93/ati d).


© 1993 arznei-telegramm

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