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Therapiekritik

FIEBERKRÄMPFE: BENÖTIGEN KINDER
EINE MEDIKAMENTÖSE PROPHYLAXE?

Eltern erleben Fieberkrämpfe ihres Kindes als bedrohlich. Auch wenn sich diese wiederholen, sind sie jedoch prinzipiell gutartig. Vorrangig sind die Eltern zu beraten: Ein betroffenes Kind geht kein erhöhtes Risiko von Verletzungen, geistiger Retardierung, Zerebralparese oder Mortalität ein.1 Allerdings laufen diese Kinder Gefahr, später zu 2% bis 4% eine Epilepsie zu entwickeln (vgl. a-t 6 [1992], 57). Die Wahrscheinlichkeit, daß eine medikamentöse Prophylaxe die Epilepsie verhindert, ist gering.1

Bei einem Drittel aller Kinder kommt es innerhalb von 2 Jahren zum Rezidiv.2 Risikofaktoren sind Fieberkrämpfe in der Familienanamnese, erstes Auftreten im Alter unter 18 Monaten, kurze Dauer des Fiebers und niedrige Temperatur bei Beginn des Krampfes.2 Eine medikamentöse Langzeitprophylaxe kann mit schweren unerwünschten Wirkungen einhergehen, Phenobarbital (z.B. LUMINAL) mit Verhaltensstörungen sowie mit Beeinträchtigungen von Gedächtnis und Konzentrationsfähigkeit und Valproinsäure (z.B. ERGENYL) mit lebensbedrohlichen Leber- und Pankreasschäden (vgl. a-t 5 [1987], 43). Insgesamt werden die Risiken einer Langzeitmedikation mit Antikonvulsiva als schwerer wiegend eingeschätzt als die wiederholter Fieberkrämpfe. Kinder mit erhöhtem Rezidivrisiko profitieren von Allgemeinmaßnahmen wie Temperatursenkung (Wadenwickel, freier Oberkörper) sowie von einer gezielten Prophylaxe mit Diazepam (z.B. DIAZEPAM DESITIN RECTAL Klistier), das möglichst frühzeitig gegeben werden soll, sobald es zu Fieberepisoden kommt.1

FAZIT: Zwei Drittel der Kinder mit Fieberkrampf erleiden kein Rezidiv. Von einer generellen medikamentösen Langzeitprophylaxe wird auch bei wiederkehrenden Fieberkrämpfen abgeraten. Zweckmäßiger erscheinen die gezielte Prophylaxe mit Diazepam (DIAZEPAM DESITIN RECTAL Klistier u.a.), sobald ein gefährdetes Kind Fieber bekommt, und die Aufklärung der Eltern über die prinzipielle Gutartigkeit des Ereignisses.

1

FREEMAN, J. M.: N. Engl. J. Med. 327 (1992), 1161

2

BERG, A.T. et al.: N. Engl. J. Med. 327 (1992), 1122


© 1993 arznei-telegramm

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