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Korrespondenz

NOVITÄT PSORCUTAN IM VERGLEICH MIT DITHRANOL

Ihre Beurteilung der Neueinführung von PSORCUTAN Salbe (a-t 11 [1992], 110) möchte ich ergänzen: In der Basis-Broschüre zu PSORCUTAN findet sich auf den Seiten 14/15 eine Vergleichsbeurteilung von PSORCUTAN im Vergleich zu Dithranol-Creme. Die Autoren führen hierbei wie folgt aus:

"Unter den Bedingungen dieser Prüfung kam es zu einer statistisch signifikanten Abnahme des PASI-Scores nach 2, 4 und 8 Wochen; zu diesen Zeitpunkten war die prozentuale Abnahme des PASI-Scores unter PSORCUTAN größer als unter Dithranol. Hinsichtlich seiner kosmetischen Eigenschaften wurde PSORCUTAN signifikant besser bewertet als Dithranol."

Bei Verwendung beider Therapieformen ließ sich somit nach 2, 4 und 8 Wochen eine signifikante Befundbeeinflussung nachweisen. Der hier verwendete PASI-Score zeigte bei beiden Therapieformen eine rückläufige Dynamik. Dadurch ist aber überhaupt nicht ausgesagt, ob nicht auch ohne jede Therapie durch die Eigendynamik der Psoriasis als solche eine ähnliche Entwicklung zu verzeichnen gewesen wäre: Es fehlt also jegliche Angabe einer Kontrollgruppe!

Da (offensichtlich: leider!) die Unterschiede beider Therapieformen zueinander nicht ausreichen, um signifikant voneinander abzuweichen, wird jetzt die relative Änderung als "prozentuale Abnahme" ausgewiesen. Damit soll offensichtlich suggeriert werden, daß PSORCUTAN hier noch besser abschneidet als Dithranol, was infolge mangelnder Signifikanz aber als nicht seriös gewertet eingestuft werden muß.

Da nun aber ein neues Präparat auf den Markt gebracht werden soll, wäre es ganz gut, doch noch etwas statistisch "zu glänzen", was auch prompt erfolgt: "Hinsichtlich seiner kosmetischen Eigenschaften wurde PSORCUTAN signifikant besser bewertet als Dithranol." Letztere Formulierung – basierend auf relativ subjektiven Angaben – erinnert mich vergleichsweise an die Darstellung eines Reisebüros, welches dem potentiellen Kunden suggeriert: "Sonnenschein im Urlaub gefällt mir signifikant besser als Dauerregen".

Dieses Beispiel mag vor Augen führen, daß mit pseudowissenschaftlicher Verblendung von Studiendaten anhand selektionierter Patientengruppen suggeriert werden soll, daß es sich hierbei um einen wesentlichen therapeutischen Fortschritt handeln müsse. Dieses ist aber sehr wohl in Frage zu stellen, da ohnehin bei einem Großteil von Psoriatikern nach durchschnittlich sechs Wochen mit einer wesentlichen Befundbesserung, wenn nicht gar Abheilung, gerechnet werden kann. Auch wenn PSORCUTAN sicher nicht wirkungslos ist bei dieser Indikation, so sollte dennoch hervorgehoben werden, daß pseudowissenschaftliche Basisinformation plus unkritische Zielgruppenakzeptanz nicht von vornherein als Marktschleuse am grünen Tisch geplant werden können.

Dr. med. H. VOIGT (Chefarzt)
St. Bernhard-Hospital
W-4132 Kamp-Lintfort


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