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Korrespondenz

ZUM ERREGERSPEKTRUM DER OTITIS MEDIA

In Ihrem Beitrag "Behandlung der Otitis media" in Heft 12/92 des arznei-telegramm wird im Absatz über das Erregerspektrum über Branhamella catarrhalis berichtet und dann im nächsten Satz festgestellt "Zunehmende Bedeutung gewinnt Moraxella catarrhalis". Beide Erreger sind aber identisch! Es hat in den vergangenen Jahren etwas Verwirrung um die Nomenklatur dieser Keime gegeben, beide Namen finden sich in der Literatur. Nach dem Index of the Bacterial and Yeast Nomenclatural Changes (1989) lautet die korrekte Bezeichnung "Moraxella (Branhamella) catarrhalis"; Branhamella stellt ein Subgenus der Gattung Moraxella dar.

Zum häufigsten Erreger einer Otitis media, Streptococcus pneumoniae, ist ebenfalls eine Anmerkung zu machen. Während in den vergangenen Jahren über Resistenzentwicklungen gegen Penicillin G aus Ländern wie Ungarn, Spanien, Südafrika und auch den USA relativ häufig berichtet wurde, galt dies nicht für die BRD. Seit Mitte des Jahres 1992 führen wir in unserem Labor ein routinemäßiges Screening auf penizillinresistente Pneumokokken mit anschließender Bestimmung der minimalen Hemmkonzentrationen durch. Nach der Auswertung unserer ersten Daten zeigt sich, daß etwa 5-10% der Isolate nicht mehr empfindlich gegen Penicillin G sind und minimale Hemmkonzentrationen aufweisen, die einer intermediären Sensibilität bzw. einer Resistenz entsprechen. Die Zunahme der minimalen Hemmkonzentration der Pneumokokken ist nun nicht auf eine Produktion von ß-Laktamasen, sondern auf eine Änderung der penizillinbindenden Proteine zurückzuführen. Hier ergibt sich eine Ähnlichkeit zu den so gefürchteten oxacillin(methicillin)resistenten Staphylococcus-aureus-Stämmen. Durch die Änderung des Angriffszieles kann es durchaus sein, daß bei solchen Stämmen auch Cephalosporine klinisch nicht mehr wirksam sind, zumindest weisen in-vitro-Daten darauf hin. Es wäre epidemiologisch sicher sinnvoll und wichtig, Daten von Patienten mit Infektionen von resistenten oder intermediären Stämmen zu sammeln, um Erfahrungen über die therapeutischen Möglichkeiten zu gewinnen.

Priv. Doz. Dr. W. R. HEIZMANN im
Med.-Diagnost. Gemeinschaftslabor Prof. G. ENDERS und Kollegen
W-7000 Stuttgart 1


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