logo
logo
Die Information für medizinische Fachkreise
Neutral, unabhängig und anzeigenfrei
vorheriger Artikela-t 1992; Nr.10: 101nächster Artikel
Netzwerk aktuell

IMMUNMODULATOR SPLENOPENTIN (BERLOPENTIN)
GEGEN AIDS

Im Rahmen der Literatur-Beschaffung zum Thema HIV-Infektion und AIDS sind wir auf eine Anzeige für BERLOPENTIN der Firma Berlin-Chemie AG gestoßen. Dort wird das Indikationsgebiet entsprechend beschrieben. Wie beurteilen Sie diese Substanz im Hinblick auf die ausgewiesenen Indikationen?

Dr. med. Dr. med. vet. W. MILLER (Die Wartezimmerzeitung)
W-8960 Kempten


Der Hersteller bezeichnet Splenopentin als "Immunmodulator", der die Wirkung des Granulozyten/Makrophagen-Kolonien-stimulierenden Faktors erhöhen und zu einer Zunahme funktionstüchtiger neutrophiler Granulozyten und Monozyten führen soll. Das Pentapeptid mit einer Aminosäuresequenz des angeblichen Milzhormons Splenin ist nur in Deutschland im Handel. Es wurde bisher lediglich unkontrolliert an 16 HIV-positiven Patienten in unterschiedlichen Erkrankungsstadien (asymptomatisch bis zum Vollbild von AIDS) und zum Teil in Kombination mit Zidovudin (RETROVIR) eingesetzt (KÖLZSCH, J. et al.: Dermatol. Mschr. 178 [1992], 62).

Der von den Autoren der Studie geäußerte "vorsichtige Optimismus, daß die Substanz das Immunsystem stabilisiert und die Progression der HIV- Infektion verlangsamt werden kann", beschreibt einen unkontrollierten, subjektiven Therapieeindruck ohne wissenschaftlichen Aussagewert. Eine annähernd zuverlässige Beurteilung von Nutzen und Risiken erscheint aufgrund der spärlichen Daten trotz Zulassung durch das BGA auf der Basis einer vorläufigen DDR-Zulassung nicht möglich. Eine physiologische Funktion oder ein pharmakologischer Wirkmechanismus für Splenopentin sind nicht bekannt. Gesichert sind nur die hohen Kosten des spekulativen Therapieprinzips. Bei zwei- oder dreimal wöchentlicher Injektion betragen sie wöchentlich 300 DM bzw. 450 DM, –Red.


© 1992 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.

vorheriger Artikela-t 1992; Nr.10: 101nächster Artikel