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HAUT- UND LUNGENERKRANKUNGEN
NACH SERRAPEPTASE (ANIFLAZYM)

Für die "hochpotente Enzymtherapie bei Entzündung, Schwellung, Schmerz" wird von den Firmen Dr. Madaus/Takeda Pharma das Peptid-spaltende Metalloprotein Serrapeptase (ANIFLAZYM) angeboten. Es soll als Antiphlogistikum bei entzündlich bedingten Schwellungen und Eiterungen Verwendung finden Æ auch zusätzlich zur antibiotischen bzw. operativen Therapie. Daß die proteolytische Aktivität dieses Enzympräparates therapeutisch nutzbar ist, wird bestritten, da sein Wirkmechanismus im pathophysiologischen Ablauf von Schwellung und Entzündung als unzureichend erforscht gilt und weder tierexperimentelle noch klinische Arbeiten wünschenswerte Wirkungen überzeugend darlegen.

Die Zulassung des Präparates durch das Bundesgesundheitsamt wurde 1987 als Risiko für den Patienten gerügt.1 In der Packungsbeilage von ANIFLAZYM werden als unerwünschte Wirkungen von Serrapeptase Magenbeschwerden wie Übelkeit, Appetitlosigkeit sowie Überempfindlichkeitsreaktionen wie Exanthem und Urtikaria angegeben. Laut ANIFLAZYM-Produktbeschreibung vom Februar 1986 sollen "ernste Zwischenfälle" ... Äin keinem Fall" beobachtet worden sein.

Im Zusammenhang mit der Anwendung von ANIFLAZYM wurden dem NETZWERK Kopfdruck und Herzklopfen bei Hypertonus sowie eine allergische Vaskulitis vom Typ SCHOENLEIN-HENOCH gemeldet (a-t 10 [1990], 90).

Jetzt übermittelt der pharmazeutische Unternehmer dem Bundesgesundheitsamt erste Berichte über ein STEVENS-JOHNSON-Syndrom und eine toxische epidermale Nekrolyse (LYELL-Syndrom) sowie ein LÖFFLER-Syndrom (eosinophiles Lungeninfiltrat) als Anwendungsfolge. In drei Fällen soll die Serrapeptase-Behandlung mit dem Erscheinungsbild einer interstitiellen Pneumonitis verbunden gewesen sein.2

1

SCHULTE-SASSE, H., P. S. SCHÖNHÖFER: intern. prax. 27 (1987), 368

2

Arzneimittelschnellinformation des BGA: Pharm. Ztg. 136 (1991), 1400


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