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Korrespondenz

FRAUENZEITSCHRIFT PETRA: RISKANTE REZEPTUR ZUM ABNEHMEN

Ich bitte um Stellungnahme zur "Super-Kapsel von Dr. Arthur von der Aa" (Petra 6/91), da große Nachfrage in der Praxis besteht.

Dr. med. R. BEITZEN (Allgemeinmedizin, Sportmedizin)
W-5200 Siegburg

Die von "PETRA" propagierte "Iss-Dich-schlank-Kapsel" soll bequemes Abspecken ermöglichen: "Sie können ... essen, was Sie wollen – nur eben nichts mit Zucker." Die hierfür empfohlenen, als "natürliches Heilmittel, in denen manche Wirkstoffe nur in homöopathischen Dosen vorkommen" bezeichneten Kapseln sollen in der Apotheke nach Rezepturanweisung hergestellt werden. Sie enthalten in verschiedenen Gewichtsanteilen den Appetitzügler Dexfenfluramin, das Biguanid-Antidiabetikum Metformin (GLUCOPHAGE), das Laxans Aloe, Extrakte aus Weißdorn, Passionsblume und Blasentang sowie als einzigen homöopathischen Bestandteil Thyroidea C30. Die Rezeptur steht in der Tradition ähnlich "komponierter" Schlankheitspillen nach Dr. COESENS, von denen bereits in den 80er Jahren abgeraten wurde (Pharm. Ztg. 129 [1984], 2104, 2450).

Wir halten die Rezeptur für Unfug, zumal versprochen wird, daß man nach solch einer "Diät" nicht rückfällig werde und "die Kapseln Zuckerkrankheit bis hin zur völligen Beschwerdefreiheit positiv beeinflussen" können. Die PETRA-Leserinnen werden über die Risiken des in den Kapseln enthaltenen Reserve-Antidiabetikums, Appetitzüglers und Abführmittels nicht aufgeklärt. So fehlen Hinweise auf Blutschäden, Laktazidose, Lungenhochdruck, Psychose, Suizidalität bei Entzug und andere Folgewirkungen. Laktazidosen unter Biguaniden besitzen eine hohe Letalität. Deshalb dürfen solche Wirkstoffe nur unter engmaschiger Blutzuckerkontrolle angewendet werden. Auch Kontraindikationen fallen bei der Rezeptur unter den Tisch.

Verordner wie Hersteller gehen bei der Abgabe einer solchen Rezeptur ein unkalkulierbares Haftungsrisiko ein. Die Belieferung entsprechender Rezepte durch Apotheken dürfte gegen § 5 des Arzneimittelgesetzes verstoßen (Verbot des Inverkehrbringens bedenklicher Arzneimittel) –Red.


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