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Korrespondenz

ZUM KREBSMITTEL ET18OCH3 (EDELFOSIN)

Ich beziehe mich auf Ihre Kurzmitteilung in a-t 2 (1991), 23 mit der Überschrift "Krebsmittel" ET18OCH3 (EDELFOSIN) ohne Zulassung. Als "Urgroßvater" dieser Substanz darf ich kurz Stellung nehmen. So sehr ich die Beutelschneiderei der Firma Medmark und auch anderer Vertreiber der Substanz verurteile, so sehr bedauere ich die Unkenntnis, die aus diesen paar Zeilen zu entnehmen ist. Sie berufen sich auf zwei Waschzettel der Firma Medmark und auf die Kurzfassung eines Vortrags zur Beurteilung von ET18OCH3. Ich darf Sie höflichst darauf hinweisen, daß es mindestens 100 Publikationen weltweit in der Zwischenzeit gibt, die sich mit dem Problem einer antitumoralen Wirkung des 1-Octadecyl-2-methoxy-3-glycero- phosphorylcholin (ET18OCH3) befassen. Darunter befinden sich auch zwei klinische Studien.

Wenn Sie dazu die gastrointestinalen Beschwerden, die in dieser Größenordnung m.E. nur bei einer Applikation von 900 mg/Tag auftreten, mit den Nebenwirkungen etwa von Adriamycin oder Vinblastin auf eine Stufe setzen wollen, so halte ich dies in der Tat für eine Irreführung des Lesers. Ganz abgesehen davon, daß diese gastrointestinalen Beschwerden nach meiner Erfahrung im Rahmen von Heilversuchen – ich bin selbst Arzt – durch einfache Antiemetika zu beheben sind. Ein großer Teil der von Ihnen erwähnten Nebenwirkungen beruht im übrigen darauf, daß der Patient sich nicht strikt an die Applikationsform hält.

Über die Kosten brauchen wir nicht zu diskutieren. Ich halte diese in der Tat für eine außerordentliche Unverschämtheit. Da ich aber Angestellter der Max-Planck-Gesellschaft bin und keinerlei Entscheidungsbefugnisse in derartigen Dingen habe, kann ich auch nicht in irgendeiner Form intervenieren.

Prof. Dr. P. G. MUNDER
Max-Planck-Institut f. Immunbiologie
W-7800 Freiburg-Zähringen


Uns stellt sich die Frage, wie man zu positiven Einschätzungen eines Arzneimittels kommen kann, wenn von "mindestens 100 Publikationen" nur zwei sich mit der Therapie beschäftigen (–Red.).


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