logo
logo
Die Information für medizinische Fachkreise
Neutral, unabhängig und anzeigenfrei
vorheriger Artikela-t 1990; Nr.9: 84nächster Artikel
Nebenwirkungen

ORALE KONTRAZEPTIVA:
INFORMATIONEN ZUM BRUSTKREBSRISIKO UNZUREICHEND

Produktinformationen oraler Kontrazeptiva entsprechen hinsichtlich des Risikos von Brustkrebs nicht dem Stand der Wissenschaft. Diese für die USA getroffene Feststellung gilt auch für bundesdeutsche orale Kontrazeptiva. Die Public Citizen Health Research Group fordert ausführliche Warnhinweise:

"Seit 1977 haben 13 Studien, davon 8 seit 1986, Hinweise erbracht auf ein erhöhtes Brustkrebsrisiko für einige Frauen, die orale Kontrazeptiva einnehmen" (vgl. a-t 9 [1984], 69, 8 [1989], 74). "In den meisten Studien werden Frauen beschrieben, die vor ihrem 45. Lebensjahr ein Mammakarzinom entwickelten. Die Studien geben unterschiedliche Hinweise, welche Subgruppen von Frauen durch die 'Pille' ein erhöhtes Risiko eingehen. Nach den Ergebnissen von mindestens zwei Studien sind besonders brustkrebsgefährdet

  • alle Frauen, die langjährig orale Kontrazeptiva einnehmen,
  • Frauen, die mehrere Jahre vor der Geburt ihres ersten Kindes die 'Pille' einnehmen sowie
  • Frauen, die vor Erreichen des 25. Lebensjahres über viele Jahre orale Kontrazeptiva verwendeten.

Die meisten dieser Studien weisen auf ein annähernd doppelt so hohes Brustkrebsrisiko von 'Pillen'-Verwenderinnen gegenüber Frauen hin, die nie orale Kontrazeptiva verwendeten.

In 20 Berichten über 14 unabhängige Studien seit 1980 fanden sich hingegen keine Hinweise auf ein erhöhtes Mammakarzinom-Risiko unter Ovulationshemmern. In diesen Studien wurden jedoch selten Frauen erfaßt, die früh mit der Langzeiteinnahme der 'Pille' begonnen haben."1

In Großbritannien enthalten Packungsinformationen von kombinierten oralen Kontrazeptiva neuerdings eine Brustkrebswarnung. Nach Ansicht einiger Kliniker wird sich das Risiko für Frauen nach der Menopause erst nach weiteren 10-15 Jahren abklären lassen. Doch auch dann wird die Beurteilung dadurch kompliziert, daß der Hormongehalt hormonaler Verhütungsmittel über die Jahre reduziert wurde und verschiedene Gestagene verwendet werden. Andere Kliniker raten, die Einnahmedauer der "Pille" vorsichtshalber zu begrenzen – beispielsweise auf 5-6 Jahre.2

1

WOLFE, S. M., I. HELLANDER: Public Citizen Health Research Group, Petition Nr. 1189 vom 28. Februar 1990 / ati d

2

Scrip 1544/5 (1990), 23


© 1990 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.

vorheriger Artikela-t 1990; Nr.9: 84nächster Artikel