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vorheriger Artikela-t 1990; Nr.6: 59-60 
Festbeträge

DIE NEUEN FESTBETRAGSARZNEIMITTEL

Zum 01.07.1990 treten für 28 Stoffe Festbetragsregelungen in Kraft:

ANALGETIKA/ANTIRHEUMATIKA

Azetylsalizylsäure (Leitpräparat ASPIRIN): Standard-Analgetikum zur Behandlung mäßiger, vorwiegend entzündlich-bedingter Schmerzen, auch in der Selbstmedikation. Da nach "Effekt" dosiert wird, spielen mitunter berichtete Unterschiede in der Bioverfügbarkeit einzelner Präparate therapeutisch nur eine geringe Rolle.

Ibuprofen (Leitpräparat BRUFEN): Nicht-steroidales Antirheumatikum mit guten analgetischen Eigenschaften. Zur Standardtherapie von entzündlichen und nicht-entzündlichen Schmerzen wie z.B. Dysmenorrhoe geeignet. In Einzeldosen von 200 mg und Tagesdosen bis 800 mg darf Ibuprofen als rezeptfreies Analgetikum angeboten werden. Klinisch relevante Unterschiede in der Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten sind nicht bekannt.

Indometazin (Leitpräparat AMUNO): Nicht-steroidales Antirheumatikum. Aufgrund der Wirkstärke und der dadurch bedingten hohen Rate an unerwünschten Wirkungen nur bei starken entzündlich-rheumatischen Schmerzen angezeigt. Aufgrund hoher Penetrationsfähigkeit ins ZNS hohe Rate an zentralnervösen Störwirkungen. Klinisch relevante Unterschiede zwischen den einzelnen Präparaten aufgrund unterschiedlicher Bioverfügbarkeit sind nicht bekannt.

Parazetamol (Leitpräparat BEN-U-RON): Standard-Analgetikum zur Schmerzbehandlung und Fiebersenkung, auch in der Selbstmedikation. Erste Wahl zur Fiebersenkung in der Kinderheilkunde. Keine entzündungshemmenden Eigenschaften. Da nach "Effekt" dosiert wird, spielen Unterschiede in der Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten therapeutisch keine Rolle.


ANTIALLERGIKA

Cromoglizinsäure (Leitpräparat INTAL): Standardtherapeutikum zur Vorbeugung von Rhinitis und Konjunktivitis bei Heuschnupfen. Unterschiede hinsichtlich der Wirksamkeit zwischen den einzelnen Präparaten sind nicht bekannt.


ANTIBIOTIKA/CHEMOTHERAPEUTIKA

Amoxicillin (Leitpräparat CLAMOXYL): Standardtherapeutikum mit dem gleichen Wirkungsspektrum wie Ampicillin. Bessere Bioverfügbarkeit als Ampicillin bei enteraler Zufuhr, deshalb Therapeutikum der Wahl. Unterschiede in der Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten sind wegen der verwendeten hohen Dosierungen ohne klinische Relevanz.

Ampicillin (Leitpräparat BINOTAL): Standardtherapeutikum zur ambulanten Behandlung von Infektionen der Atemwege, der Harnwege und der Weichteile mit grampositiven Kokken, Hämophilus und gramnegativen Erregern wie E. coli. Bei den angewendeten hohen Dosierungen (1 g/Dosis) haben geringe Unterschiede in der Bioverfügbarkeit keine therapeutische Relevanz für die Präparateauswahl. Zur enteralen Anwendung sollte wegen der besseren Bioverfügbarkeit Amoxicillin der Vorzug gegeben werden.

Co-trimoxazol (Leitpräparat BACTRIM): Standardtherapeutikum zur Behandlung von Harnwegsinfektionen, Bronchitiden, Gallenwegsinfektionen und bakteriellen Darminfektionen einschließlich Typhus; gute Wirksamkeit bei grampositiven Kokken sowie bei vielen gramnegativen Erregern. Da sowohl das Sulfonamid Sulfamethoxazol als auch Trimethoprim oral gut verfügbar sind, besteht zwischen den einzelnen Präparaten hinsichtlich der Bioverfügbarkeit kein klinisch relevanter Unterschied.

Doxycyclin (Leitpräparat VIBRAMYCIN): Standardtherapeutikum zur Behandlung von Infektionen mit gramnegativen Erregern bei chronischen Bronchitiden und bei Infektionen mit Mycoplasmen und Chlamydien. Bei Harnwegsinfektionen wegen häufiger Resistenz von E. coli (25-30%) nur noch Mittel der 2. Wahl (nach Testung). Relativ häufig Resistenzen bei grampositiven Kokken. Dosierung initial 2 x 100 mg bei schweren Infektionen, sonst 1 x 100 mg. Wegen hoher Bioverfügbarkeit der Substanz sind klinisch relevante Unterschiede zwischen den einzelnen Präparaten nicht zu erwarten.

Erythromycin (Leitpräparat ERYTHROCIN): Standardtherapeutikum zur Behandlung von Infektionen mit grampositiven Erregern (Staphylokokken, Streptokokken, Pneumokokken, Mykoplasmen, Legionellen, Chlamydien und B-Pertussis); teilweise resistent: E. coli. Hinsichtlich der therapeutischen Wirksamkeit gleichwertig mit Penizillinen, deshalb in angelsächsischen Ländern Therapeutikum der ersten Wahl bei bakteriellen Atemwegsinfektionen des Kindes.

Erythromycin wird im Magensaft inaktiviert. Durch Esterbildung mit Succinat oder Stearat oder durch spezielle magensaftresistente Konfektionierung wird die Resorption sichergestellt. Behauptungen der Überlegenheit der einen oder anderen Konfektionsform konnten bisher nicht eindeutig belegt werden, so daß davon auszugehen ist, daß die verschiedenen Präparate genügend resorbiert werden, um für die Hemmung des Bakterienwachstums notwendige Serumkonzentrationen zu erreichen.

Phenoxymethylpenicillin (=Penicillin V; Leitpräparat ISOCILLIN): Standardtherapeutikum zur Behandlung von Infektionen mit Streptokokken und Pneumokokken (z.B. Tonsillitis, rheumatisches Fieber und dessen Prophylaxe, Lobärpneumonie). Bei den verwendeten hohen Dosierungen spielen Unterschiede in der Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten klinisch keine Rolle.



ANTIHYPERTONIKA

Clonidin (Leitpräparat CATAPRESAN): Zentral wirksamer Alpha-Adrenozeptoren-Agonist, der durch zentrale Senkung des Sympathikotonus antihypertensiv wirkt. Therapeutikum der 2. Wahl nach Betarezeptorenblockern, Diuretika und Kalziumantagonisten für die Behandlung des Bluthochdrucks. Klinisch relevante Unterschiede in der Bioverfügbarkeit der einzelnen Präparate sind nicht bekannt.

Prazosin (Leitpräparat MINIPRESS): Alpha-1-Adrenorezeptorenblocker, der als Therapeutikum der fernen Wahl meist in Kombination mit anderen Antihypertensiva eingesetzt wird. Klinisch relevante Unterschiede in der Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten sind nicht bekannt.



BENZODIAZEPINE

Diazepam (Leitpräparat VALIUM): Langwirkender Benzodiazepin-Tranquilizer, deshalb nicht als Schlafmittel geeignet. Wegen guter Resorption Unterschiede in der Bioverfügbarkeit zwischen den Präparaten ohne Relevanz.

Lorazepam (Leitpräparat TAVOR): Wirkstarker, mittellang wirksamer Benzodiazepin-Tranquilizer. In der 2,5 mg-Tablette überdosiert, deshalb gehäuft Abhängigkeit. Wegen relativ schneller Anflutung im ZNS als Schlafmittel geeignet in der Dosierung von 0,25 - 0,5 mg (1/4 bis 1/2 1 mg-Tablette). Wegen der guten Resorption keine Unterschiede in der Bioverfügbarkeit der Präparate zu erwarten.



BETA-REZEPTORENBLOCKER

Pindolol (Leitpräparat VISKEN): Beta-Rezeptorenblocker mit geringer intrinsischer Aktivität, aber ohne Kardioselektivität. Klinisch kein Vorteil gegenüber Propranolol. Unterschiede zwischen den einzelnen Präparaten ohne Relevanz, da nach "Effekt" dosiert wird.

Propranolol (Leitpräparat DOCITON): Standardtherapeutikum. Keine kardioselektive Wirkung. Unterschiede in der Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten ohne klinische Relevanz, da nach "Effekt" dosiert wird.



DIURETIKA

Amilorid/Hydrochlorothiazid (Leitpräparat MODURETIK): Standardtherapeutikum, Kombination aus Thiazid-Diuretikum und kaliumsparender Substanz zur Behandlung von Ödemen bei intakter Nierenfunktion. Für die antihypertensive Therapie weniger geeignet, da dazu in der Regel niedrigere Dosierungen des Thiazid-Diuretikums erforderlich sind. Klinisch relevante Unterschiede in der Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten sind nicht bekannt.

Furosemid (Leitpräparat LASIX): Standardtherapeutikum als Schleifendiuretikum zur Behandlung von Ödemen bei Einschränkung der Nierenfunktion. Bioverfügbarkeit bei der oralen Anwendung nur 25%. Trotzdem sind Unterschiede zwischen den einzelnen Präparaten in der Bioverfügbarkeit ohne Relevanz, da nach "Effekt" dosiert werden muß.

Spironolakton (Leitpräparat ALDACTONE): Aldosteron-Antagonist mit wegen möglicher tumorigener Eigenschaften stark eingeschränkter Indikation bei primärem und sekundärem (Lebererkrankungen mit Ödemen und Aszites) Hyperaldosteronismus. Klinisch relevante Unterschiede zwischen den einzelnen Präparaten hinsichtlich der Bioverfügbarkeit sind nicht zu erwarten.



DURCHBLUTUNGSFÖRDERNDE ARZNEIMITTEL

Nicergolin (Leitpräparat SERMION): Nicergolin ist ein Ergot-Alkaloid, möglicherweise mit gering dopaminerg stimulierenden Eigenschaften. Es wird zur Behandlung von Hirnfunktionsstörungen im Alter empfohlen, jedoch liegen keine hinreichenden Daten für eine positive Bewertung der therapeutischen Wirksamkeit vor. Weil die Wirksamkeit als nicht erwiesen zu werten ist, läßt sich ein therapeutischer Nutzen für den Patienten nicht belegen. Folglich fehlt eine sicher wirksame Dosierung. Pharmazeutische Qualitätsunterschiede zwischen den Präparaten bleiben somit ohne therapeutische Relevanz.



KARDIAKA

Digitoxin (Leitpräparat DIGIMERCK): Standardtherapeutikum zur Behandlung der Herzinsuffizinz. Bei Digitalisglykosiden können Unterschiede in der Bioverfügbarkeit bei den einzelnen Präparaten therapeutisch relevant sein. Deshalb ist bei Präparatewechsel erhöhte Aufmerksamkeit erforderlich.

Digoxin (Leitpräparat LANICOR): Standardtherapeutikum zur Behandlung der Herzinsuffizienz. Bei Digitalisglykosiden können Unterschiede in der Bioverfügbarkeit bei den einzelnen Präparaten therapeutisch relevant sein. Deshalb ist bei Präparatewechsel erhöhte Aufmerksamkeit erforderlich.



KORONARTHERAPEUTIKA

Glyzeroltrinitrat (Leitpräparat NITROLINGUAL): Standardtherapeutikum als Vasodilatator zur Senkung der Vor- und Nachlast des Herzens. Bei Retardformen wird die Freisetzungsgeschwindigkeit durch die Konfektionierung bestimmt und variiert zwischen den einzelnen Präparaten. Da nach "Effekt" dosiert werden muß, spielen Unterschiede in der Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten klinisch keine relevante Rolle.



SCHILDDRÜSENTHERAPEUTIKA

Levothyroxin (Leitpräparat EUTHYROX): Standardtherapeutikum zur Substitution von Schilddrüsenhormon und zur Initialbehandlung der euthyreoten Struma. Unterschiede in der Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten sind im Verhältnis zur Genauigkeit der Dosiswahl klinisch von geringer Relevanz.



SEKRETOLYTIKA

Ambroxol (Leitpräparat MUCOSOLVAN): Sekretolytika sind hinsichtlich ihres therapeutischen Nutzens umstritten, auch wenn eine Steigerung der Bronchialsekretion erreicht wird. In der Regel reichen Allgemeinmaßnahmen wie Hydratisierung und Inhalation aus. Im Hinblick auf den umstrittenen Nutzen spielen etwaige Unterschiede zwischen den einzelnen Präparaten in der Bioverfügbarkeit keine therapeutisch relevante Rolle.

Azetylzystein (Leitpräparat FLUIMUCIL): Sekretolytika sind hinsichtlich ihres therapeutischen Nutzens umstritten, auch wenn eine Steigerung der Bronchialsekretion erreicht wird. In der Regel reichen Allgemeinmaßnahmen wie Hydratisierung und Inhalation aus. Im Hinblick auf den umstrittenen Nutzen spielen etwaige Unterschiede in der Bioverfügbarkeit der einzelnen Präparate therapeutisch keine relevante Rolle.



ZYTOSTATIKA

Tamoxifen (Leitpräparat NOLVADEX): Antiöstrogen zur Hemmung des Wachstums östrogen-abhängiger Tumorzellen. Standardtherapeutikum zur Verlängerung des rezidivfreien Intervalls bei Frauen mit Mammatumor in der Postmenopause. Klinisch relevante Unterschiede hinsichtlich der Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten sind nicht bekannt

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