logo
logo
Die Information für medizinische Fachkreise
Neutral, unabhängig und anzeigenfrei
vorheriger Artikela-t 1990; Nr.6: 56nächster Artikel
Therapiekritik

IMMUNSUPPRESSIVUM CICLOSPORIN (SANDIMMUN) GEGEN PSORIASIS

Ciclosporin (SANDIMMUN) wird zur Abstoßungsprophylaxe bei Organtransplantaten von Fremdspendern verwendet. Es lag nahe, Ciclosporin auch bei gesicherten oder vermuteten Autoimmunopathien zu erproben, seit etwa 10 Jahren auch gegen Psoriasis.

Inzwischen gilt die Wirksamkeit von Ciclosporin gegen schwere, sonst therapieresistente Psoriasis als akzeptiert. Initial wird eine Dosis von 3 mg/kg Körpergewicht (KG), verteilt auf zwei Einzeldosen/Tag, empfohlen. Bleibt eine Besserung nach zwei Wochen aus, kann die Tagesdosis um 0,5 - 1 mg/kg KG bis zu maximal 5 mg/kg KG erhöht werden. Unter höheren Dosen verschlechtert sich jedoch das Nutzen-Risiko-Verhältnis.1

Bei kompletter Remission kann die Tagesdosis in 2-Wochen-Schritten um 0,5 - 1 mg/kg KG bis zur niedrigsten wirksamen Erhaltungsdosis gesenkt werden. Die Behandlung sollte auf eine Besserung und nicht auf eine komplette Remission der Erkrankung zielen. Verbleiben kleine Psoriasis-Bezirke, empfiehlt sich die topische Behandlung, bevor die Ciclosporin-Dosis erhöht wird.1

Unter der Therapie sind neben der Prüfung von Therapieerfolg und unerwünschten Wirkungen monatliche Kontrollen erforderlich von Blutdruck, Körpergewicht, Serum-Kreatinin, Elektrolyten, Harnsäure, Leberfunktion, Blutbild und Ciclosporin-Konzentrationen, um ggf. die Dosis anzupassen. Auf Impfungen, vor allem mit Vakzine aus abgeschwächten, lebenden Viren, ist zu verzichten.1

Wird Ciclosporin abgesetzt, kommt es meist innerhalb von zwei Wochen bis zwei Monaten zu Rezidiven, nicht selten im vorherigen Schweregrad. Hochdruck und Nephrotoxizität sind schwerwiegende Störwirkungen der Therapie und können Dosisreduktion oder Absetzen des Ciclosporin erfordern. Auch Hyperkaliämie, Hyperurikämie, Anämie, Gingivahyperplasie, Hypertrichose, Parästhesien oder Hyperästhesien an Händen und Füßen und andere z.T. schwerwiegende Schadwirkungen können hinzukommen.1 Erfahrungen zur Daueranwendung bei Psoriasis fehlen. Die Entwicklung maligner Lymphome bzw. bösartiger Hautprozesse ist nach hohen Dosen schon lange bekannt1,4 und auch unter der Therapie mit niedrigeren Dosen möglich,5 wobei auch Vorbehandlungen mit anderen Immunsuppressiva oder PUVA (vgl. S. 58) als Kofaktoren zu berücksichtigen sind.

Ciclosporin ist für die Behandlung der Psoriasis nicht zugelassen. Kritik findet die Anwerbung von Patienten für klinische Studien durch Anzeigen in der Laienpresse nach dem Motto "Schuppenflechte? Jetzt neue Heilungschancen" oder "... jetzt auch für leichte Fälle" und über sogenannte Patientenseminare. Schließlich verbietet das Heilmittelwerbegesetz derartige Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel außerhalb der Fachkreise.2 Die Sandoz AG erklärte zwischenzeitlich "mangels des gewünschten Erfolges", auf die Wiederholung derartiger Veranstaltungen verzichtet zu haben.3

FAZIT: Unter der Langzeitbehandlung mit Ciclosporin (SANDIMMUN) lassen sich bei ausgewählten Patienten mit schwerer, sonst therapieresistenter Psoriasis Remissionen erzielen. Das Immunsuppressivum ist für diese Indikation nicht zugelassen. Im Hinblick auf die etablierte Therapie mit Retinoiden und PUVA bleibt die Ciclosporin-Behandlung wegen der Notwendigkeit der Daueranwendung, der ungeklärten Langzeitverträglichkeit und dem Risiko maligner Prozesse ausschließlich speziellen Zentren und klinischen Studien der Phase III vorbehalten. Nach Absetzen von Ciclosporin kommt es meist zu Rezidiven.


© 1990 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.

vorheriger Artikela-t 1990; Nr.6: 56nächster Artikel