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DELTA-SLEEP-INDUCING PEPTIDE

Wie beurteilen Sie DSIP (= Delta-Sleep-Inducing Peptide) zur stationären Behandlung von Schlafstörungen, angewandt an der Privatklinik Medizinisches Centrum Mariastein bei Basel (Schweiz)? Handelt es sich um eine sinnvolle Substanz? Bestehen Risiken?

Dr. med. G. REHEIS-MELCHER
D-8950 Kaufbeuren


DSIP (Delta-Sleep-Inducing Peptide) wird bei verschiedenen psychosomatischen Erkrankungen, inkl. schweren Schlafstörungen sowie zur Unterdrückung von Entzugserscheinungen bei Medikamentenabhängigkeit oder Alkohol- und Opiatsucht nach abruptem Entzug angewendet.1 Ob DSIP bei diesen Indikationen wirkt, bleibt zu prüfen. Aus Fallbeobachtungen und einigen Studien wird abgeleitet, daß die Peptidkette aus neun Aminosäuren die Schlafdauer verlängert. Im Crossover-Doppelblind-Versuch an Patienten mit schweren chronischen Schlafstörungen unterschied sich DSIP jedoch nicht klinisch relevant vom Plazebo.2 Die Roche AG, die ursprünglich die Entwicklung von Sleep-inducing Peptide verfolgte, hat dieses Projekt 1989 aufgegeben.5

DSIP befindet sich in wenigen, meist Schweizer Zentren im Stadium der klinischen Prüfung, darunter in Mariastein. Dort bestehen offensichtlich mit "nahezu 600 Patienten"1 die umfangreichsten Erfahrungen.

DSIP muß parenteral verabreicht werden, da das Nonapeptid im Magen-Darm-Trakt enzymatisch inaktiviert wird. Unerwünschte Wirkungen sollen nicht bekannt sein.1,3

Die behauptete gute Verträglichkeit könnte Folge der geringen Erprobung von DSIP sein. Im ersten und wichtigsten Abbauschritt wird aus DSIP das N- terminale Tryptophan abgespalten,4 also gerade die Aminosäure, deren Anwendung als Schlafmittel und Antidepressivum vor wenigen Monaten wegen des Eosinophilie-Myalgie-Syndroms gestoppt wurde (vgl. a-t 1 [1990], 1). Ob die Abspaltung von Tryptophan eine Gefährdung für die Patienten bedeutet, bleibt auch bei der relativ geringen Dosis von ca. 25 ?g DSIP/kg Körpergewicht zu prüfen.

Mit Kosten von 2.800 bis 3.500 SFR, die den Spitalkosten für 14 bis 18 Tage zuzurechnen sind,1 ist die Verwendung des bislang in keinem Land zugelassenen Peptids teuer und Ausdruck eines ungewöhnlichen Aspektes: Die Patienten der klinischen Studien bezahlen die Erprobung des Wirkstoffs (–Red.).


© 1990 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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