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Schwere allergische Reaktionen auf parenterales Eisen

Ein 68-jähriger Rentner mit Eisenmangelanämie wird unmittelbar nach Beginn einer Infusion des Eisen(III)-hydroxid-Dextran-Komplexes COSMOFER bewusstlos. Nach kardiopulmonaler Reanimation kommt es im Verlauf zu einem vermutlich hypoxisch bedingten Krampfanfall. Die behandelnden Mediziner gehen von einer anaphylaktischen Reaktion auf die parenteral zugeführte Eisenverbindung aus (NETZWERK-Bericht 14.805). Eine 35-Jährige reagiert nach der dritten Injektion des Eisen(III)-Natriumglukonat-Sukrose-Komplexes FERRLECIT mit Blutdruckabfall und Atemnot (11.020), eine 16-Jährige zehn Minuten nach Infusion des Eisen(III)-hydroxid-Polymaltose-Komplexes FERINJECT mit allergischem Gesichtsödem (16.273). Alle intravenösen Eisenpräparate bergen das Risiko lebensbedrohlicher oder gar tödlicher allergischer Reaktionen und sind daher speziellen Situationen vorbehalten, beispielsweise bei chronisch entzündlicher Darmerkrankung oder Versagen der Therapie per os. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA empfiehlt aktuell nach Abschluss eines von der französischen Behörde initiierten Risikobewertungsverfahrens, Eisenpräparate parenteral nur noch dann anzuwenden, wenn medizinisches Personal, das die Behandlung von Anaphylaxien beherrscht, unmittelbar bereit steht und Notfalleinrichtungen zur Reanimation vorhanden sind. Da mit allergischen Reaktionen auch dann gerechnet werden muss, wenn die Präparate zuvor vertragen wurden, rät die EMA jetzt von der bislang üblichen Praxis einer Testdosis ab. Die Patienten sind während und mindestens 30 Minuten nach jeder parenteralen Eisengabe sorgfältig zu überwachen. Treten Überempfindlichkeitssymptome auf, muss die Infusion sofort beendet werden (EMA: New recommendations to manage risk of allergic reactions with intravenous iron-containing medicines; 28. Juni 2013; http://www.emea.europa.eu).

© 2013 arznei-telegramm, publiziert am 16. August 2013

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