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Lichenoide Reaktionen auf Betarezeptorenblocker

Eine 61-jährige Frau entwickelt während der Behandlung ihres Bluthochdrucks mit Metoprolol (BELOC-ZOK, Generika) an beiden Armen einen histologisch gesicherten Lichen ruber planus, der sich nach Absetzen bessert (NETZWERK-Bericht 5.534). Bei einem anderen Patienten vergrößert sich nach mehrmonatiger Einnahme von Bisoprolol (CONCOR COR, Generika) ein am Schienbein befindlicher Hautfleck. Begleitet von Juckreiz entstehen kleine rote Entzündungsherde. Nach Entnahme einer Gewebeprobe diagnostiziert der Hautarzt einen Lichen ruber (13.384). Lichenoide Arzneimittelreaktionen entsprechen zum Teil klinisch und histologisch einem idiopathischen Lichen ruber planus, einer entzündlichen juckenden Haut- bzw. Schleimhauterkrankung. Neben den typischen flachen Papeln können aber auch ekzematöse Stellen mit Schuppung entstehen. Die Hautveränderungen treten häufig erst mehrere Monate nach Beginn der Medikation auf, sodass ein Zusammenhang mit dem Arzneimittel unter Umständen übersehen wird. Sie bessern sich meist innerhalb von Wochen nach Absetzen, wobei wie beim idiopathischen Lichen ruber planus eine verstärkte Pigmentierung zurückbleibt. Eine Reihe von publizierten bzw. den Überwachungsbehörden mitgeteilten Berichten über lichenoide Hauterscheinungen in Verbindung mit der Einnahme von Betarezeptorenblockern, auch nach lokaler Anwendung in Form von Augentropfen, spricht für einen Klasseneffekt (FESSA, C. et al.: Am. J. Clin. Dermatol. 2012; 13: 417-21; Lareb: Beta-Adrenergic Blockers and lichenoid drug eruption, Okt. 2010; zu finden über http://www.lareb.nl). Bei Stichproben in mehreren Fachinformationen finden wir lediglich bei Levobunolol-Augentropfen einen Hinweis auf lichenoide Keratose (Allergan: Fachinformation VISTAGAN, Stand Sept. 2012). In Einzelfällen bessern sich die Hauterscheinungen nach Wechsel auf einen anderen Betablocker. Kreuzreaktionen können jedoch nicht ausgeschlossen werden, sodass diese Option sorgfältig abzuwägen ist (BODMER, M. et al.: Ann. Pharmacol. 2006; 40: 1688-91).

© 2013 arznei-telegramm, publiziert am 7. Juni 2013

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