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Schwerwiegende Leberschäden unter Abatacept (ORENCIA)

Eine 46-jährige Frau erhält wegen einer rheumatoiden Arthritis den T-Zell-Kostimulationsmodulator Abatacept (ORENCIA; s. auch a-t 2012; 43: 99-103). Am Tag der dritten Infusion, sechs Wochen nach Beginn der Therapie, fallen Erhöhungen der Transaminasen und Gamma-GT bei zuvor unauffälligen Werten auf. Neun Tage später wird die Frau mit Ikterus, Transaminasenanstieg auf das 50-Fache der Norm und Bilirubin von 8,5 mg/dl stationär aufgenommen. Die behandelnden Ärzte schließen eine Virus- oder Autoimmunhepatitis serologisch aus und stellen die Diagnose einer medikamentös-toxischen Hepatitis. Obwohl das Biologikum nur in Kombination mit Methotrexat (LANTAREL, Generika) zugelassen ist, nahm die Patientin Methotrexat wegen Übelkeit während einer früheren Behandlung aktuell nicht ein (NETZWERK-Bericht 16.238). Transaminasenanstieg ist eine häufige unerwünschte Wirkung von Abatacept. Schwere Leberschäden erwähnt die Fachinformation hingegen nicht (Bristol-Myers Squibb: Fachinformation ORENCIA, Stand Okt. 2012). Der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA zufolge brachen in der klinischen Erprobung acht (0,4%) der mit Abatacept gegenüber zwei (0,2%) der mit Plazebo behandelten Studienteilnehmer die Therapie aufgrund hepatotoxischer unerwünschter Wirkungen ab (FDA: Medical Review ORENCIA, Stand 12. Dez. 2005). Da die Patientin bis zum Beginn der Abatacept-Therapie Leflunomid (ARAVA, Generika) und Hydroxychloroquin (QUENSYL) eingenommen hatte, ist nicht auszuschließen, dass diese an der medikamentös-toxischen Hepatitis beteiligt sind. Beide Medikamente können die Leber schädigen und haben sehr lange Halbwertszeiten von bis zu vier bzw. acht Wochen. Gemäß Leflunomid-Fachinformation erhöht sich das Risiko von Schadwirkungen, wenn dieses nicht mit Colestyramin (QUANTALAN, Generika) oder Aktivkohle ausgewaschen wird, bevor auf ein anderes krankheitsmodifizierendes Medikament (DMARD) gewechselt wird (Sanofi-Aventis: Fachinformation ARAVA, Stand Dez. 2012). Laut Abatacept-Fachinformation soll es hingegen sogar bei Kombination mit Leflunomid oder Hydroxychloroquin "keine größeren Sicherheitsbedenken" geben. Der Hersteller beruft sich hierfür auf die ASSURE*-Studie (Bristol-Myers Squibb: Schreiben vom 7. Febr. 2013). Allerdings treten in dieser schwerwiegende unerwünschte Ereignisse häufiger auf, wenn mit Leflunomid und Abatacept statt mit Leflunomid und Plazebo behandelt wird (23,6% versus 15,3%; WEINBLATT, M. et al.: Arthritis Rheumatism 2006; 54: 2807-16).

*   ASSURE = Abatacept Study of Safety in Use with other Rheumatoid Arthritis ThErapies

© 2013 arznei-telegramm, publiziert am 15. Februar 2013

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