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Resistenzen und gefälschte Malariamittel

Der Malaria-tropica-Erreger Plasmodium falciparum wird entlang der Grenze von Thailand und Myanmar (Birma), einem Gebiet mit zum Teil hochgradigen Resistenzen gegen verschiedene Malariamittel, zunehmend resistent auch gegen Artemisinin-haltige Malaria-Therapien. Aus Beifußkraut hergestellte Artemisinin-Abkömmlinge sind beispielsweise in RIAMET (Artemether + Lumefantrin) oder in den beiden in Deutschland nicht angebotenen Kombinationen EURARTESIM (Dihydroartemisinin + Piperaquin) und PYRAMAX (Artesunat + Pyronaridin) enthalten. Im Thailand-Myanmar-Grenzgebiet dauert es zunehmend länger, bis die Parasiten unter der Therapie mit Artemisinin-haltigen Regimen (meist Artesunat plus Mefloquin [LARIAM]) in vivo aus dem Blut eliminiert werden. Die Verlangsamung gilt als Ausdruck von Resistenzentwicklung. Nach Daten von 3.200 Patienten ist die per Mikroskop beurteilte Halbwertszeit der Parasiten-Clearance innerhalb von zehn Jahren von durchschnittlich 2,6 Stunden auf 3,7 Stunden gestiegen, die Rate der Patienten mit Parasiten-Clearance von mehr als 6,2 Stunden von 0,6% auf 20%. In Westkambodscha - dort wurden die ersten Artemisinin-Resistenzen beschrieben - liegt diese Rate heute bereits bei 42% (PHYO, A.P. et al.: Lancet 2012; 379: 1960-6). Die Situation wird durch die häufig schlechte Qualität der in Südostasien verkauften Malariamittel verschärft: Zu niedrige Wirkstoffkonzentrationen tragen zur Selektion resistenter Parasiten bei. Nach einer aktuellen Untersuchung aus den US-amerikanischen National Institutes of Health ist etwa ein Drittel von 1.437 geprüften Packungen verschiedener Malariamittel, die in sieben südostasiatischen Ländern erworben wurden, mangelhaft bzw. verfälscht. Die Mittel werden betrügerisch mit gefälschter Verpackung in den Handel gebracht und enthalten keinen, einen nicht korrekt dosierten oder den falschen Wirkstoff. Ähnliches ergibt die Kontrolle von 2.634 Packungen aus 21 Ländern Afrikas südlich der Sahara. Behördliche Kontrollen von Herstellern fehlen, und die Überprüfungsmöglichkeiten sind dürftig: Von 47 Malarialändern Afrikas haben nur Kenia, Tansania und Südafrika Labore, die nach WHO-Standard für entsprechende chemische Analysen eingerichtet sind (NAYYAR, G.M.L. et al.: Lancet Infect. Dis. 2012; 12: 488-96). Gerade in den am meisten betroffenen Ländern werden die Bemühungen, Malaria einzudämmen, durch minderwertige Malariamittel behindert. Wer in solche Regionen reist, sollte sich hierzulande mit den erforderlichen Prophylaktika oder Stand-by-Therapeutika eindecken. Wer auf billige Präparate vor Ort spekuliert, tut sich keinen Gefallen, -Red.

© 2012 arznei-telegramm, publiziert am 1. Juni 2012

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