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Nebenwirkungen

BETTNÄSSEN UNTER ATYPISCHEN NEUROLEPTIKA BEI ERWACHSENEN

Bettnässen kann eine unangenehme und peinliche Folge der Einnahme atypischer Neuroleptika sein und die Therapietreue beeinträchtigen. Nach einer Beobachtungsstudie einer Arbeitsgruppe des neuseeländischen Pharmakovigilanzprogramms IMMP* scheint diese Komplikation häufig bis sehr häufig aufzutreten.1 In einem Fragebogen geben 41 von 606 Patienten (davon 6 bei zwei verschiedenen Präparaten) an, dass bei ihnen Bettnässen neu aufgetreten ist: Unter Clozapin (LEPONEX, Generika) 20,7% (17 von 82 Patienten), Olanzapin (ZYPREXA) 9,6% (11 von 115), Quetiapin (SEROQUEL) 6,7% (7 von 105) und unter Risperidon (RISPERDAL, Generika) 6,2% (12 von 195).

Hinweise auf Bettnässen fehlen in deutschen Fachinformationen. Allerdings wird Enuresis bei Risperidon als häufige Störwirkung genannt2, in den Fachinformationen anderer atypischer Neuroleptika lediglich Harninkontinenz und diese bei Clozapin3,4 als häufig, bei Olanzapin5 und Risperidon2 als gelegentlich und bei Quetiapin6 als selten eingestuft. „Es ist nicht zu erwarten (…), dass insbesondere meldende Patienten bei ihren Berichten zwischen den einzelnen Inkontinenzformen unterscheiden”, begründet der Olanzapin-Hersteller Lilly den fehlenden Hinweis auf Bettnässen.7 Aber selbst wenn Bettnässen der Harninkontinenz zugerechnet wird, erscheinen die Häufigkeitsangaben in den Produktinformationen angesichts der Beobachtungsstudie zu niedrig.

Es empfiehlt sich, Patienten, die atypische Neuroleptika einnehmen, direkt zu fragen, ob es in Verbindung mit der Therapie zu Bettnässen gekommen ist. Als Behandlungsstrategie kommt neben Flüssigkeitsrestriktion am Abend Dosisreduktion oder ein Wechsel auf einen anderen Wirkstoff in Betracht. Unter konventionellen Neuroleptika werden Enuresis und Harninkontinenz anscheinend seltener berichtet. Allerdings finden wir für diese keine gezielte Studie zu der Fragestellung, –Red.

1 HARRISON-WOOLRYCH, M. et al.: Br. J. Psychiatry 2011; 199: 140-4
2 Janssen-Cilag : Fachinformation RISPERDAL, Stand März 2011
3 Novartis: Fachinformation LEPONEX, Stand Apr. 2010
4 Pfizer: Fachinformation ELCRIT, Stand Jan. 2010
5 Lilly: Fachinformation ZYPREXA, Stand Nov. 2010
6 Astra-Zeneca : Fachinformation SEROQUEL, Stand Apr. 2011
7 Lilly: Schreiben vom 23. August 2011

* IMMP = Intensive Medicines Monitoring Programme

© 2011 arznei-telegramm, publiziert am 16. September 2011

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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