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Leberschäden unter Flupirtin (KATADOLON, Generika)

Eine 58-jährige Frau nimmt wegen Schmerzen bei Lendenwirbelsäulensyndrom und Spinalkanalstenose Ibuprofen (IBUFLAM LICHTENSTEIN u.a.) ein, fünf Tage später zusätzlich Flupirtin (KATADOLON, Generika). Nach gut zwei Monaten Therapie mit beiden Analgetika wird sie wegen zunehmendem Skleren- und Hautikterus stationär aufgenommen. Die Schmerzmittel werden abgesetzt. Bei GPT von 1.773 U/l, GOT von 1.475 U/l und Bilirubin von 9,2 mg/dl finden sich serologisch weder Hinweise für eine Virus- oder Autoimmunhepatitis noch für hereditäre Ursachen. Innerhalb von gut zwei Wochen fallen die Transaminasen auf 354 U/l bzw. 232 U/l. Nach Leberbiopsie wird der Verdacht auf medikamentös-toxische Hepatitis geäußert. Ein Alkoholabusus, bei dem Flupirtin kontraindiziert ist, liegt mehr als acht Jahre zurück (NETZWERK-Bericht 15.964). Nichtsteroidale Antirheumatika können bisweilen zu Leberschäden führen (a-t 1994; Nr. 3: 32). Zu Flupirtin haben wir aktuell zwei weitere Verdachtsberichte erhalten (NETZWERK-Berichte 15.936 und 15.952). Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) überblickt aus dem Inland 375 Verdachtsberichte zu Lebererkrankungen unter Flupirtin, darunter 148 Berichte über Hepatitis und 37 zu Leberversagen. 9 enden tödlich (BfArM: Schreiben vom 1. und 7. Sept. 2011). Innerhalb der letzten vier Jahre hat sich die Zahl der Berichte zu Flupirtin mehr als verdoppelt (vgl. a-t 2007; 38: 117), während die Anzahl der Verordnungen im gleichen Zeitraum nahezu auf das Doppelte gestiegen ist. Die aktuelle nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz rät wegen des nicht ausreichend belegten Nutzens davon ab, Flupirtin bei chronischem nicht spezifischen Kreuzschmerz anzuwenden (Nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz, Stand Aug. 2011; http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinie n/nvl-007l_S3_Kreuzschmerz_2011-08_01.pdf). Wir sehen keinen Stellenwert für Flupirtin in der Schmerztherapie und halten eine behördliche Nutzen-Schaden-Bewertung für überfällig, –Red.

© 2011 arznei-telegramm, publiziert am 16. September 2011

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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