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Kurz und bündig

Cave vfa-Broschüre - heile Arzneimittelwelt für Jugendliche

Cave vfa-Broschüre – heile Arzneimittelwelt für Jugendliche: Mit einer bunten Broschüre aus der Reihe Was Ist Was (Tessloff Verlag, 2011) will der Verband forschender Pharmaunternehmen (vfa) Jugendlichen erklären: "Wie entsteht ein Medikament?" Auf der Titelseite steht, wo es lang geht: "Eine kostenlose Information der forschenden Pharma-Unternehmen" – also Werbung. Es verwundert daher nicht, dass der Inhalt kritische Distanz zum Thema vermissen lässt. Unter der Überschrift "Von der Idee zum Medikament" werden die Stationen der Arzneientwicklung nachgezeichnet. Von "Millionen von Substanzen", die ein Roboter verarbeitet, soll am Ende "eine Substanz übrig" bleiben, die am besten auf ein Zielprotein einwirkt und "wenig andere Wirkungen" hat. Ob dies eine dezente Umschreibung für potenziell lebensbedrohliche Schadwirkungen sein soll? Die vielen Probleme bei der Entwicklung von Arzneimitteln werden ausgeblendet. Welche Risiken gehen Probanden und Patienten tatsächlich ein? Was ist mit ihren Ängsten und Hoffnungen, und welche Funktion haben Ethikkommissionen? Kein Wort hierzu. Das gilt auch für andere grundsätzliche Probleme: Wie bei der Erprobung getrickst wird, wäre für Jugendliche spannend – beispielsweise wenn das Design von Studien so angelegt wird, dass man zum gewünschten Ergebnis kommt (a-t 2010; 41: 1-3). Kein Wort auch zu Forschungsschwerpunkten, die sich mehr am zu erwartenden Gewinn orientieren als am Bedarf der Kranken. Die Werbebroschüre ist nicht im Buchhandel erhältlich, sondern kann kostenfrei beim vfa bezogen werden, für Lehrer auch als Klassensatz. Sie ist als "Beitrag der forschenden Pharma-Unternehmen zum Wissenschaftsjahr 2011" gekennzeichnet. Hier sollen – so das Bundesministerium für Bildung und Forschung auf Anfrage – "Wissenschaftler und Bürger einen Dialog "auf Augenhöhe" führen und auch die kontroversen Aspekte der Forschung diskutieren" (Schreiben vom 31. März 2011). Das ist mit der vfa-Broschüre gründlich daneben gegangen. Wesentliche Bereiche, die gerade für Jugendliche wichtig sind, um Grundlagen für einen kritischen Umgang mit Arzneimitteln zu bilden, werden systematisch ausgeblendet. Insofern ist die Broschüre kontraproduktiv und nicht empfehlenswert, - Red.

© 2011 arznei-telegramm, publiziert am 8. April 2011

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