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Korrespondenz

PILLE DANACH: BALD NUR NOCH TEUER?

Eine Vertreterin der Firma HRA Pharma präsentierte mir das Notfallkontrazeptivum Ulipristalazetat (ELLAONE) und erklärte mir, dass ich künftig nur noch auf ELLAONE zurückgreifen könnte, da das levonorgestrelhaltige UNOFEM vom Markt genommen sei. ELLAONE ist mit 35,30 € doppelt so teuer wie UNOFEM (17,49 €). Dies erscheint mir im Hinblick auf die Verordnung für unter 20-jährige Frauen zu Lasten der Krankenkassen sehr wichtig und bei den über 20-jährigen eine erhebliche finanzielle Hürde. Zudem legte mir die Dame anhand von Tabellen dar, dass das Levonorgestrelpräparat ohnehin unzureichend als Notfallkontrazeptivum gewirkt habe.

In der Apotheke habe ich erfahren, dass statt UNOFEM von Hexal in gleicher Zusammensetzung jetzt PIDANA von HRA Pharma vertrieben wird. Meine Befürchtung ist, dass HRA Pharma die Ärzte so "informiert", dass PIDANA wenig oder gar nicht nachgefragt wird, dass ELLAONE marktbeherrschend wird, mit allen negativen Konsequenzen für die betroffenen Frauen und dem erheblichen Preisvorteil für die Firma.

Dr. med. C. KLEINERT-SKOPNIK (Fachärztin für Frauenheilkunde)
D-35037 Marburg
Interessenkonflikt: keiner

Das Levornorgestrelpräparat UNOFEM war ein Lizenzprodukt von HRA Pharma. Die Firma hat die Lizenz für die 1,5 mg-Formulierung nicht verlängert. Hexal musste daher den Vertrieb einstellen.1 HRA Pharma vertreibt seit Ende 2009 das Notfallkontrazeptivum Ulipristalazetat (ELLAONE; a-t 2009; 40: 97-8) und seit 2011 mit PIDANA zusätzlich ein eigenes, dem UNOFEM entsprechendes Präparat.*

Auch in Ärzteanschreiben bewirbt HRA Pharma Ulipristalazetat als "moderne Alternative" mit "überlegener Wirkung".2 Wegen der spärlichen Sicherheitsdaten zu Ulipristal und des nicht hinreichend belegten Wirkvorteils ziehen wir jedoch nach wie vor Levonorgestrel als Pille danach vor (e a-t vom 18. Juni 2010).

Zwar ist ELLAONE bezogen auf die Apothekenverkaufspreise doppelt so teuer wie PIDANA (35,30 € vs. 17,49 €), in Wirklichkeit profitiert die Firma jedoch deutlich mehr: Auf der Basis der Herstellerabgabepreise setzt sie mit ELLAONE mehr als das Dreifache um: rund 19,50 € versus 6,00 €. Hierzu trägt der Festaufschlag bei, der bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln die Handelsspanne der Apotheken dominiert (a-t 2003; 34: 107-8). Bei niedrigpreisigen Arzneimitteln schlägt er prozentual stärker zu Buche als bei teureren.

Auf Internetseiten verstößt HRA Pharma unseres Erachtens gegen das Werbeverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel: Unter www.verhuetung-danach.de bewirbt die Firma die "moderne Pille danach" als "noch höher wirksam" und nennt den Wirkstoff, wodurch das rezeptpflichtige Mittel eindeutig identifizierbar ist. Mit www.ellaone.de macht HRA Pharma sogar direkt mit der Internetadresse Werbung für das Warenzeichen ELLAONE, -Red.

1 Hexal: Ärzteanschreiben, Jan. 2011
2 HRA Pharma: Ärzteanschreiben, Jan. 2011

* Die von Bayer-Schering angebotene Pille danach (LEVOGYNON, 2 Tbl. zu 0,75 mg Levonorgestrel; 17,79 €) wird nur noch selten verordnet.

© 2011 arznei-telegramm, publiziert am 11. Februar 2011

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