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Nebenwirkungen

SCHWERE LEBERSCHÄDEN UNTER LEFLUNOMID (ARAVA)

Seit Jahren wird vor schweren Leberschäden durch das zur antirheumatischen Basistherapie bei rheumatoider Arthritis und Psoriasis-Arthritis zugelassene Immunsuppressivum Leflunomid (ARAVA) gewarnt (a-t 1999; Nr. 12: 124-5 und 2001; 32: 48). 2003 wurde in den USA sogar eine Marktrücknahme wegen Lebertoxizität diskutiert (a-t 2003; 34: 64). Seitdem trägt die dortige Produktinformation einen hervorgehobenen Warnhinweis. Anhaltende Berichte über schwere Leberschäden veranlassten die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA 2009 zu einer Überprüfung. Zwischen August 2002 und Mai 2009 gingen der Behörde insgesamt 49 entsprechende Meldungen zu. 14 Patienten versterben, bei weiteren fünf ist eine Lebertransplantation erforderlich und neun erkranken lebensbedrohlich. 46 nehmen gleichzeitig andere hepatotoxische Medikamente, 14 haben eine vorbestehende Lebererkrankung oder Alkoholmissbrauch in der Anamnese.1

Jetzt soll in den USA mit einer so genannten „boxed warning”, der schärfsten Form der Warnung, auf schwere Leberschäden hingewiesen werden: Leflunomid soll bei vorbestehender Lebererkrankung und bei zuvor erhöhten Leberenzymwerten (GPT über dem Zweifachen der oberen Normgrenze) nicht angewendet werden. Bei Anstieg der GPT über diesen Wert soll Leflunomid gestoppt und mit Colestyramin (QUANTALAN, Generika) „ausgewaschen” werden.1

Nach deutscher Fachinformation „kann” eine Dosisreduktion bei Anstieg der Leberenzyme auf das Zwei- bis Dreifache der oberen Normgrenze in Betracht gezogen werden. Die Transaminasen sind in den ersten sechs Behandlungsmonaten alle zwei Wochen zu kontrollieren.2 Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) liegen aus dem Inland seit 1999 insgesamt 44 Verdachtsberichte über schwerwiegende Leberschädigungen unter Leflunomid vor, drei davon aus diesem Jahr.3 Angesichts weiterer lebensbedrohlicher Risiken wie Panzytopenie, schweren allergischen Hautreaktionen einschließlich toxischer epidermaler Nekrolyse und interstitieller Pneumonie (a-t 2004; 35: 28) sowie fehlenden Wirkvorteils gegenüber Standardmitteln erachten wir Leflunomid allenfalls als Mittel der letzten Reserve, –Red.

 1FDA: FDA Drug Safety Communication: New boxed warning for severe liver injury with arthritis drug Arava (leflunomide), 13. Juli 2010 http://www.fda.gov/Drugs/DrugSafety/Postmarket DrugSafetyInformationforPatientsandProviders/ucm218679.htm
 2Sanofi-Aventis: Fachinformation ARAVA, Stand April 2010
 3BfArM-Schreiben vom 3. Aug. 2010

© 2010 arznei-telegramm, publiziert am 20. August 2010

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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