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Nebenwirkungen

NOCHMALS: KNOCHENBRÜCHE UNTER PROTONENPUMPENHEMMERN

In die US-amerikanischen Fachinformationen von Protonenpumpenhemmern soll jetzt ein Hinweis auf das möglicherweise erhöhte Frakturrisiko unter Einnahme der Säureblocker aufgenommen werden (vgl. a-t 2007; 38: 49-50).1 Die Arzneimittelbehörde FDA hat sieben Beobachtungsstudien2-8 ausgewertet, von denen sechs einen Risikoanstieg für Hüft-, Wirbel- und Handgelenksfrakturen oder Knochenbrüche insgesamt dokumentieren.2-7 Die Negativstudie hat Patienten, bei denen Risikofaktoren für Knochenbrüche vorlagen, ausgeschlossen.8 Die Studien überblicken Behandlungsperioden zwischen einem und zwölf Jahren. Das erhöhte Knochenbruchrisiko wird hauptsächlich bei älteren Patienten beobachtet. Die relative Risikozunahme liegt meist zwischen 18% und 62%. In zwei Studien steigt das relative Risiko mit zunehmender Dosis, in zwei mit längerer Einnahme der Protonenpumpenhemmer. Dabei werden unter hohen Dosierungen bzw. nach mehr als sechsjähriger Einnahme auch Risikoerhöhungen auf mehr als das Zweifache beschrieben.1

Ein möglicher Pathomechanismus ist nicht bekannt. Diskutiert wird eine durch die stark supprimierte Magensäure verminderte Kalziumabsorption. Daten hierzu sind jedoch widersprüchlich.7 Einen klaren Einfluss auf die Knochendichte haben Protonenpumpenhemmer nach drei Studien nicht.7-9 Bei einem mäßigen Risikoanstieg, wie er in der Mehrzahl dieser Arbeiten beobachtet wird, lässt sich eine unerwünschte Arzneimittelwirkung in epidemiologischen Studien von einem allein durch Verzerrungen bedingten Effekt nicht sicher unterscheiden. Als Risikosignal sind die Daten auch aufgrund ihrer Konsistenz jedoch ernst zu nehmen. Die Notwendigkeit einer Langzeittherapie mit Protonenpumpenhemmern, die zum Beispiel bei gastroösophagealer Refluxkrankheit häufig gegeben ist, sollte in regelmäßigen Abständen überprüft werden. Die Langzeiteinnahme hoher Dosierungen ist bis auf begründete Ausnahmen (ZOLLINGER-ELLISON-Syndrom) zu vermeiden, -Red.

 1FDA Drug Safety Communication: Possible increased risk of fractures of the hip, wrist, and spine with the use of proton pump inhibitors, 25. Mai 2010;
http://www.fda.gov/Drugs/DrugSafety/ PostmarketDrugSafetyInformationforPatientsandProviders/ucm213206.htm
 2VESTERGAARD, P. et al.: Calcif. Tissue Int. 2006; 79: 76-83
 3YANG, Y.X. et al.: JAMA 2006; 296: 2947-53
 4TARGOWNIK, L.E. et al.: Can. Med. Ass. J. 2008; 179: 319-26
 5KAYE, J.A., JICK, H.: Pharmacotherapy 2008; 28: 951-9
 6CORLEY, D.A. et al.: Gastroenterology 2010; online publiziert am 27. März 2010
 7GRAY, S.L. et al.: Arch. Intern. Med. 2010; 170: 765-71
 8YU, E.W. et al.: Calcif. Tissue Int. 2008; 83: 251-9
 9TARGOWNIK, L.E. et al.: Gastroenterology 2010; 138: 896-904

© 2010 arznei-telegramm, publiziert am 18. Juni 2010

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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