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Schwerste Muskel- und Knochenschmerzen unter Bisphosphonaten

Eine 81-jährige Osteoporosepatientin leidet nach einjähriger Einnahme von monatlich einer Tablette Ibandronat (BONVIVA) wochenlang unter extremen Ganzkörperschmerzen. Sie fühlt sich, als habe man sie "als Punchingball missbraucht". Gewohnte Wege kann sie kaum noch bewältigen (NETZWERK-Bericht 14.814). Eine 58-Jährige berichtet nach mehrmonatiger Einnahme von Risedronat (ACTONEL) sowie Kalzium (CALCIUM HEXAL u.a.) und Vitamin D (DEDREI u.a.) von zunehmenden Kopfschmerzen, Knochen-, Muskel- und allgemeinen Körperschmerzen (12.849). Die Beschwerden unterscheiden sich von Akutreaktionen mit Fieber und Schüttelfrost, die zuweilen zu Beginn der Therapie mit parenteral gegebenen oder in größeren Intervallen per os eingenommenen Bisphosphonaten auftreten und bei fortgesetzter Anwendung abklingen können. Schmerzen werden in vielen Fachinformationen von Bisphosphonaten als Nebenwirkung genannt. Dennoch werden die sich unter längerer Therapie entwickelnden quälenden Schmerzen mitunter nicht als Anwendungsfolge erkannt. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA warnt daher jetzt gezielt vor zum Teil behindernden Muskel- und Knochenschmerzen, die innerhalb von Tagen, Monaten oder Jahren während der Behandlung mit Bisphosphonaten auftreten können (FDA: Information for Healthcare Professionals - Bisphosphonates, 7. Jan. 2008; http://www.fda.gov/cder/drug/InfoSheets/HCP/bisphosphonatesHCP.htm). Betroffene Patienten benötigen zum Teil starke Analgetika sowie Hilfsmittel bis hin zum Rollstuhl. Bettlägerigkeit ist beschrieben. Häufig werden zahlreiche diagnostische Untersuchungen veranlasst. Nach einem 2005 von FDA-Mitarbeitern veröffentlichten Beitrag über die bis dahin von der Behörde erfassten Verdachtsberichte bessern sich die Beschwerden, soweit bekannt, bei zwei Drittel der Patienten nach Absetzen des Bisphosphonats (WYSOWSKI, D.K., CHANG, J.T.: Arch. Intern. Med. 2005; 165: 346-7). Bei Auftreten starker muskuloskelettaler Schmerzen unter Einnahme von Bisphosphonaten ist an diese als mögliche Ursache der Beschwerden zu denken, -Red.

© 2008 arznei-telegramm, publiziert am 15. Februar 2008

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