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Kurz und bündig

Risperidon-Präparate überschwemmen den Markt

Nach Ablauf des Patentes des "atypischen" Neuroleptikums Risperidon (RISPERDAL) überschwemmen in einem bislang nicht bekannten Ausmaß Generika den Markt. Seit Mitte Dezember bieten 30 Firmen 174 Risperidon-Präparate in 444 Packungen neu an. Es geht um viel Geld: Das Original RISPERDAL nahm 2006 mit 219 Mio. €(+17% gegenüber Vorjahr) Rang 50 der führenden Arzneimittel nach Verordnungen zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung ein (SCHWABE, U., PAFFRATH, D. [Hrsg.]: "Arzneiverordnungs-Report 2007", Springer, Heidelberg 2008, Seite 985). Die neuen Generika ermöglichen mehr als eine Halbierung der Kosten, beispielsweise eine Reduktion um 60% durch RISPERIDON BIOMO 2 mg (121,77 € statt 307,73 € für 100 Tabletten RISPERDAL 2 mg). Der Anbieter des Originals, Janssen-Cilag, hat die Preise von RISPERDAL offiziell nicht gesenkt. Die Firma versucht auf andere Weise, Marktanteile zu halten: Im Klinikbereich fordert Janssen-Cilag Krankenhausapotheker und klinikversorgende Apotheken auf, mit der Firma Kontakt aufzunehmen, sobald "Angebote von RISPERDAL-Generika" vorliegen: "Wir sind sicher, dass wir Ihnen im Rahmen unserer guten Geschäftsbeziehungen ein konkurrenzfähiges Angebot für unser Originalpräparat RISPERDAL unterbreiten können" (Janssen-Cilag: Anschreiben an Krankenhaus- und Versorgungsapotheken vom Dez. 2007). Im ambulanten Bereich nutzt Janssen-Cilag die Möglichkeit von Rabattverträgen, die beispielsweise mit der AOK Rheinland/Hamburg bestehen (Janssen-Cilag: Anschreiben an Apotheken vom 5. Dez. 2007). Bei einer Preisdifferenz von 185 € in dem genannten Beispiel müssten die eingeräumten Rabatte erheblich sein, um kostendämpfend zu wirken, werden aber generell nicht öffentlich gemacht (siehe Seite 1). Auch bei Olanzapin (ZYPREXA, Generika) gibt es seit wenigen Monaten eine Flut von Nachfolgepräparaten. Vom Boom profitieren zunächst die Printmedien. Beispielsweise ist die Dezemberausgabe von "Der Nervenarzt" in Bezug auf Werbung Risperidon-lastig. Zumindest einen positiven Aspekt können wir dem abgewinnen: Die unsäglich plumpe Werbung von Janssen-Cilag für RISPERDAL ("Er ist Schizophreniepatient und hat wieder Freude am ,tschi:p tschi:p' der Vögel"; Janssen-Cilag: Werbung für RISPERDAL CONSTA, Ärzte Ztg. vom 5. Dez. 2007) wird durch die bezugnehmende Werbung von Orion Pharma für RISPECARE ("cheap cheap"; Orion Pharma: Werbung für RISPECARE, Der Nervenarzt, Dez. 2007) für weitere Werbeaktionen unmöglich gemacht.

* Vorversion am 14. Dezember 2007 als blitz-a-t veröffentlicht.

© 2008 arznei-telegramm, publiziert am 18. Januar 2008

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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