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Rosiglitazon zur Diabetes-Ersteinstellung - weniger Therapieversager, mehr Herzinfarkte: Für das Glitazon Rosiglitazon (AVANDIA) fehlen Daten zur Langzeiteinnahme bei Diabetes. In einer Studie zur Diabetesprophylaxe fällt Rosiglitazon durch ein erhöhtes Risiko kardiovaskulärer Komplikationen auf (a-t 2006; 37: 91-2). Nun wird das orale Antidiabetikum in der ADOPT*-Studie randomisiert vier Jahre lang mit Metformin (GLUCOPHAGE u.a.) und Glibenclamid (EUGLUCON u.a.) als Monotherapie bei 4.351 Patienten mit Typ-2-Diabetes verglichen, die wegen nicht ausreichend effektiver Diät erstmals medikamentös behandelt werden müssen. Maximale Tagesdosierungen betragen bei Rosiglitazon zweimal 4 mg, bei Glibenclamid zweimal 7,5 mg** und bei Metformin zweimal 1.000 mg. Primärer Endpunkt ist das Versagen der Monotherapie, definiert als Nüchternblutzucker über 180 mg% trotz maximaler Dosierungen über mindestens sechs Wochen. Die Patienten sind im Mittel 57 Jahre alt und zumeist weniger als zwei Jahre an Typ-2-Diabetes erkrankt. Das mittlere Körpergewicht beträgt 92 kg, der HbA1-Wert 7,4%. Gut 50% haben erhöhten Blutdruck. Über vaskuläre Vorerkrankungen finden sich keine Angaben. Die auf fünf Jahre hochgerechnete kumulative Versagerrate ist unter Rosiglitazon mit 15% geringer als unter Metformin (21%) und Glibenclamid (34%; jeweils p < 0,001). Unter Rosiglitazon nehmen die Patienten im Mittel 4,8 kg zu, unter Metformin 2,9 kg ab. Unter Glibenclamid ändert sich das Gewicht nicht signifikant. Klinisch relevante Endpunkte werden nur als unerwünschte Ereignisse erfasst, aber von einem verblindeten Komitee bewertet. Schwere kardiovaskuläre Erkrankungen treten unter Rosiglitazon signifikant häufiger auf als unter Glibenclamid (3,4% vs. 1,8%). Vor allem die Rate an Herzinfarkten (1,8%) und Herzinsuffizienz (1,5%) ist unter Rosiglitazon häufiger (Glibenclamid 1,2% bzw. 0,6%). Metformin nimmt eine mittlere Position ein (3,2%, 1,5% bzw. 1,3%). Ödeme kommen unter Rosiglitazon (14,1%) ebenfalls signifikant häufiger vor als unter Glibenclamid (8,5%) oder Metformin (7,2%). Frauen erleiden an unteren und oberen Extremitäten unter Rosiglitazon (9,3%) signifikant häufiger Frakturen als unter Glibenclamid oder Metformin (3,5% bzw. 5,1%). Schwere Hypoglykämien treten dagegen unter Glibenclamid (0,6%) häufiger auf als unter den beiden anderen Mitteln (je 0,1%). Über mikrovaskuläre diabetische Spätschäden wird nicht berichtet (KAHN, S.E. et al.: N. Engl. J. Med. 2006; 355: 2427-43). Wieder einmal ist versäumt worden, für die Therapie des Typ-2-Diabetes eine auf klinisch relevante Endpunkte angelegte Langzeitstudie zu konzipieren und durchzuführen. Der in ADOPT als primärer Endpunkt gewählte Surrogatparameter wird im Begleiteditorial treffend als anachronistisch bezeichnet. Die Studie bekräftigt jedoch den Verdacht auf erhöhtes kardiovaskuläres Risiko unter Rosiglitazon. Wir sehen keinen Platz für das Mittel in der Behandlung des Typ-2-Diabetes, -Red.

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ADOPT = A Diabetes Outcome Progression Trial

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Zugelassene Höchstdosis von nicht mikronisiertem Glibenclamid, entspricht 10,5 mg mikronisiertem Glibenclamid.

© 2007 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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