logo
logo
Die Information für medizinische Fachkreise
Neutral, unabhängig und anzeigenfrei
vorheriger Artikela-t 2006; 37: 121-2nächster Artikel
Kurz und bündig

Anastrozol (ARIMIDEX) zur adjuvanten Brustkrebstherapie - neue Metaanalyse als Beleg eines Überlebensvorteils ungeeignet: Eine bereits vor Monaten auf einem Kongress präsentierte Metaanalyse von drei Studien (ABCSG trial 8, ARNO 95, ITA*) zur adjuvanten Brustkrebstherapie mit dem Aromatasehemmer Anastrozol (ARIMIDEX) im Vergleich mit dem Therapiestandard, dem Antiöstrogen Tamoxifen (NOLVADEX u.a.), liegt jetzt vollständig veröffentlicht vor. "Studie zeigt Überlebensvorteil für Anastrozol" titelt das Publikationsorgan, Lancet Oncology, in einer Pressemitteilung. Aufgrund gravierender Mängel der drei ausgewerteten Studien bleibt die vom Hersteller finanzierte Metaanalyse jedoch ohne Aussagekraft. Alle drei Studien prüfen den Wechsel auf Anastrozol nach zwei- bis dreijähriger Tamoxifentherapie im Vergleich mit einer fünfjährigen Einnahme von Tamoxifen allein. Von zwei Studien, darunter der größten, werden knapp 30% der ursprünglich insgesamt 4.960 randomisierten Frauen nicht mit ausgewertet, weil sie die zweijährige Tamoxifentherapie entweder noch nicht beendet haben, während dieser Zeit die Therapie abgebrochen haben, gestorben sind, Rezidive oder ein Zweitkarzinom entwickelt haben oder den Einschlusskriterien nicht entsprechen. Auch bei den übrigen Frauen, die in die Metaanalyse aufgenommen werden, fehlen in der Nachbeobachtung zur Gesamtsterblichkeit nach drei Jahren mindestens 10%**. Diese Zahl ist deutlich größer als die Differenz der Todesfälle in den beiden Behandlungsgruppen (3,3% unter Anastrozol versus 4,5% unter Tamoxifen bei medianer Nachbeobachtungszeit von 30 Monaten). Unter Anastrozol sind zudem zu diesem Zeitpunkt mehr Frauen aus der Nachbeobachtung herausgefallen als unter Tamoxifen. Das Ergebnis ist somit nicht robust. Das Intention-to-treat-Prinzip wird eklatant verletzt. Der angebliche Überlebensvorteil unter Anastrozol beruht darüber hinaus ganz wesentlich auf den Ergebnissen der beiden kleineren Studien mit zusammen 1.400 Patienten (24 vs. 46 Todesfälle), während sich in der größten Studie mit knapp 2.600 ausgewerteten Patientinnen kein Unterschied zeigt (42 vs. 44 Todesfälle). Alle drei Studien wurden offen durchgeführt und aufgrund von ungeplanten Zwischenanalysen vorzeitig gestoppt, was ebenfalls zu einer Überschätzung des beobachteten Effekts führen kann (a-t 2005; 36: 107-8 und 2006; 37: 19-21; JONAT, W. et al.: Lancet Oncology: published online 17. Nov. 2006). Aromatasehemmer senken in der adjuvanten Therapie des Mammakarzinoms im Vergleich mit Tamoxifen die Rezidivrate. Die entscheidende Frage, ob sie lebensverlängernd wirken, lässt sich anhand der bisherigen Daten nicht positiv beantworten, -Red.

*

ABCSG = Austrian Breast and Colorectal Cancer Study Group;
ARNO = Arimidex- Nolvadex;
ITA = Italian Tamoxifen Anastrozole

**

Berechnet unter Zuhilfenahme von Angaben aus der gepoolten Analyse von ABCSG trial 8 und ARNO 95, publiziert im August 2005 (JAKESZ, R. et al.: Lancet 2005; 366: 455-62)

 
© 2006 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.

vorheriger Artikela-t 2006; 37: 121-2nächster Artikel