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Kurz und bündig

Bestätigt - Kompressionsstrümpfe schützen vor postthrombotischem Syndrom: Etwa einer von drei bis vier Patienten mit symptomatischer proximaler tiefer Beinvenenthrombose entwickelt ein so genanntes postthrombotisches Syndrom, meist innerhalb von zwei Jahren nach dem akuten Ereignis. Besonders gefährdet sind ältere Menschen und Patienten mit rezidivierender Thrombose im selben Bein. Das Syndrom wird auf eine durch die Thrombose bedingte Beschädigung der Venenklappen zurückgeführt, die mit Rückstau und erhöhtem Venendruck im Stehen einhergeht. Es kommt zu Ödemen, Hyperpigmentierung, Verhärtung oder Stauungsekzem der Haut bis hin zu Geschwüren. Dass die zur Therapie genutzten Kompressionsstrümpfe dem Syndrom auch vorbeugen können, belegte erstmals eine 1997 veröffentlichte offene randomisierte kontrollierte Studie. Wenn maßangefertigte knielange Kompressionsstrümpfe, die in Knöchelhöhe einen Druck von 40 mmHg ausüben, mindestens zwei Jahre lang täglich getragen werden, sinkt das Risiko eines postthrombotischen Syndroms von 60% auf 25% (Number needed to treat [NNT] = 3). Auch schweren Formen lässt sich vorbeugen (23% versus 11%; NNT = 9; BRANDJES, D.P. et al.: Lancet 1997; 349: 759-62; a-t 1997; Nr. 4: 45). Nach einer jetzt publizierten vierjährigen Studie lässt sich dieser Erfolg auch mit konfektionierten Kompressionsstrümpfen erzielen. In die ebenfalls offene Studie werden 180 Patienten mit symptomatischer proximaler tiefer Beinvenenthrombose aufgenommen. Zu den Ausschlusskriterien gehören beidseitige oder rezidivierende ipsilaterale Thrombosen. Bei Krankenhausentlassung werden die Patienten randomisiert einer Behandlung mit einem flachgestrickten knielangen Kompressionsstrumpf oder einer Kontrollgruppe zugeteilt. Der Strumpf erzeugt in Knöchelhöhe einen Druck von 30 bis 40 mmHg und soll am betroffenen Bein zwei Jahre lang zumindest tagsüber getragen werden. 7% der Patienten brechen die Behandlung wegen Juckreiz, Hautrötung oder anderer Beschwerden ab. 87% tragen den Strumpf an mindestens 80% der Tagesstunden, die meisten auch über zwei Jahre hinaus. In der Kontrollgruppe entwickeln 49,1% der Patienten ein postthrombotisches Syndrom, definiert anhand eines Beschwerdescores, im Vergleich zu 25,7% unter Kompressionstherapie (relatives Risiko 0,47; 95% Vertrauensintervall 0,28-0,79; NNT = 5), die meisten innerhalb der ersten beiden Jahre nach der Thrombose. Auch schwere postthrombotische Syndrome sind numerisch seltener (3 versus 10). Wie in der ersten Studie haben auch hier die Strümpfe auf das Risiko eines Thromboserezidivs (13% versus 14%) keinen Einfluss (PRANDONI, P. et al.: Ann. Intern. Med. 2004; 141: 249-56). Das offene Design und die fehlende Überprüfbarkeit der diagnostischen Scores für das postthrombotische Syndrom, über dessen Definition in der Literatur kein Konsens besteht, schränken die Aussagekraft beider Untersuchungen ein. Die ansonsten valide durchgeführten Studien und die Gleichsinnigkeit der Ergebnisse sprechen jedoch für einen präventiven Nutzen der Kompressionsstrümpfe, - Red.

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