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Korrespondenz

ZUR PNEUMOKOKKEN-IMPFUNG NACH ENTFERNUNG DER MILZ

Auch wenn sich aus der aktuellen Studienlage zur Pneumokokken-Impfung (PNEUMOVAX u.a.) keine generelle Empfehlung ableiten lässt, vermisse ich in der kürzlich gegebenen Übersicht (a-t 2003; 34: 94) den wichtigen Hinweis auf die notwendige Vakzinierung bei funktioneller oder anatomischer Asplenie.1,2 Das lebenslang bestehende Risiko für ein OPSI (overwhelming post- splenectomy infection)-Syndrom beträgt bei diesen Patienten etwa 5% bei einem Mortalitätsrisiko von ca. 50%.3 In der weit überwiegenden Zahl der Fälle mit OPSI bei Asplenie sind Pneumokokken als verursachende Keime identifizierbar.4



Dr. med. S. SCHWARTZ (Facharzt für Innere Medizin)
D-13349 Berlin
Interessenkonflikt: keiner

Unseres Wissens liegen - wie für andere Risikogruppen - auch für Patienten nach Splenektomie oder mit funktioneller Asplenie keine Ergebnisse aus randomisierten kontrollierten Studien vor, die einen klinischen Nutzen der Pneumokokken-Impfung (PNEUMOVAX u.a.) belegen. Soweit wir sehen, wurden diese Patienten jedoch in randomisierte Studien gar nicht aufgenommen. Die Studien hatten entweder eine andere Zielgruppe (z.B. Bronchialkarzinom1), oder Patienten ohne Milz wurden gezielt ausgeschlossen.2,3 Eine Ende der 70er Jahre geplante randomisierte kontrollierte Studie4 zum Nutzen der Impfung bei diesen Patienten konnte wegen mangelhafter Beteiligung nicht durchgeführt werden.5

Beobachtungsstudien kommen zu widersprüchlichen Ergebnissen hinsichtlich der Patientengruppe nach Splenektomie.6 Von Experten wird die Impfung für Patienten nach Milzentfernung, soweit wir sehen, einhellig empfohlen. Angesichts des hohen Risikos befürworten auch wir die Impfung bei dieser Patientengruppe, -Red.

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