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Atorvastatin (SORTIS) und die ASCOT-Studie: Nachdem mit ASCOT-LLA* endlich auch für den CSE-Hemmer Atorvastatin (SORTIS) eine - lange überfällige - Endpunktstudie vorliegt (a-t 2003; 34: 38), pickt Hersteller Pfizer für das Marketing offensichtlich nur die Rosinen heraus. "-36% Herzinfarkt-Risiko" und "-27% Schlaganfall-Risiko" heißt es werbewirksam (SORTIS-Werbung: Dtsch. Med. Wochenschr. 2003; 128: 1583). Bei diesen eindrucksvollen Zahlen handelt es sich allerdings um relative Risikoreduktionen. Die aussagekräftigeren absoluten Werte fehlen dagegen in der Werbung: Innerhalb von 3,3 Jahren tritt der primäre Endpunkt, nicht tödlicher Herzinfarkt oder tödliche koronare Herzkrankheit, unter Atorvastatin bei 100 Studienteilnehmern (1,9%) auf, unter Plazebo bei 154 (3%). Demnach müssen also 300 Personen mit gut eingestelltem Bluthochdruck und mindestens drei weiteren kardiovaskulären Risikofaktoren wie Rauchen oder linksventrikuläre Hypertrophie, aber ohne Herzinfarkt in der Vorgeschichte, ein Jahr lang täglich 10 mg Atorvastatin einnehmen, um ein Ereignis zu verhindern (Number needed to treat [NNTJahr] = 300). Zum Vergleich: In der 4-S-Studie* mit Simvastatin (ZOCOR u.a.) beträgt die relative Risikoreduktion für diesen Endpunkt in 5,4 Jahren 34%. In der neueren HPS* senkt Simvastatin die Rate tödlicher und nicht tödlicher koronarer Ereignisse bei Patienten mit hohem kardiovaskulären Risiko innerhalb von fünf Jahren von 11,8% auf 8,7% (a-t 2002; 33: 83-4). Die relative Risikoreduktion beträgt zwar "nur" 26%. Im Studienverlauf haben aber deutlich mehr Patienten der Plazebogruppe ein Statin eingenommen (32% vs. 9% in ASCOT). Aus der absoluten Differenz von 3,1% errechnet sich eine NNTJahr von 162. Bei der in der SORTIS-Werbung hervorgehobenen Senkung des Schlaganfall-Risikos (relativ: -27%, absolut: -0,7%, NNTJahr = 472) lässt sich nicht ausschließen, dass diese zufällig zustande gekommen ist, da das für die Vielzahl der Prüfungen (multiples Testen) erforderliche Signifikanzniveau von <0,01 nicht erreicht wird. Zuletzt fehlt in der Werbung der Hinweis, dass sich für Atorvastatin - im Gegensatz zu Simvastatin und Pravastatin (PRAVASIN, MEVALOTIN) - kein Einfluss auf Gesamtsterblichkeit und kardiovaskuläre Mortalität sichern lässt. Auch bleibt der Nutzen bei Diabetikern und Frauen aus (SEVER, P.S. et al.: Lancet 2003; 361: 1149-58/ati d). Das am besten untersuchte und preiswertere Simvastatin (a-t 2003; 34: 25-6) bleibt daher Statin der Wahl, -Red.



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