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Korrespondenz

WENIGER HERZINFARKTE DURCH ACARBOSE (GLUCOBAY)?

Die Pharmaindustrie behauptet, dass nach der STOP-NIDDM*-Studie durch die Gabe von Acarbose (GLUCOBAY) bei Patienten mit pathologischem Glukosetoleranztest zu 91% ein Herzinfarkt vermieden werden könne. Es sei ethisch nicht mehr vertretbar, GLUCOBAY bei Prädiabetikern nicht einzusetzen. Bitte teilen Sie mir mit, ob Sie auf Grundlage vorliegender Studien diese Auffassung teilen.

Dr. med. H. UNFRIED (Facharzt für Chirurgie und Allgemeinmedizin)
D-69483 Wald-Michelbach
Interessenkonflikt: keiner

In der STOP-NIDDM*-Studie mit Acarbose (GLUCOBAY) wurde primär ein Surrogatparameter untersucht: die Rate der Diabetes-Diagnosen auf Grund des Blutzuckeranstiegs nach oralem Glukosetoleranz-Test (a-t 2002; 33: 72-3).1 Kardiovaskuläre Ereignisse gehörten nach dem Studienprotokoll zu den sekundären Endpunkten.2

Grundsätzlich gilt, dass sekundär geprüfte klinische Ereignisse in Studien, die primär auf Surrogatparameter angelegt sind, äußerst zurückhaltend interpretiert werden müssen. Zu erinnern ist dabei an die ELITE-Studie, in der sich ein überraschender Mortalitätsvorteil von Losartan (LORZAAR) gegenüber Captopril (TENSOBON u.a.) bei Herzinsuffizienz ergab. Die Studie sollte primär die Nierenverträglichkeit der beiden Mittel vergleichen.3 Eine später eigens auf die Frage der Mortalität ausgelegte Studie (ELITE-II) ergab keinen signifikanten Unterschied (a-t 2000; 31: 58-9).4

Die Ergebnisse zu den klinischen Endpunkten der STOP-NIDDM-Studie sind bis heute nicht in einer herstellerunabhängigen Peer-Review-Publikation veröffentlicht. Sie sind somit nicht beurteilbar. Das hindert Bayer nicht daran, diese nicht nachprüfbaren Daten mit Hilfe von Meinungsbildnern für eine breite Werbekampagne5 zu nutzen. Aus Werbematerial eines Herstellers lässt sich jedoch keine Behandlungspflicht ableiten, -Red.

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