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Kurz und bündig

Warzenbehandlung mit Klebeband? Gewöhnliche Warzen (Verruca vulgaris) sind insbesondere bei Kindern und Jugendlichen ein häufiges Problem. Nach Prävalenzstudien in Großbritannien und Australien sind 12% der 4- bis 6-Jährigen und 24% der 16- bis 18-Jährigen betroffen (BIGBY, M. et al. in: BMJ Publishing Group: "Clinical Evidence", Juni 2002; 7. Ausg.: Seite 1531). Wegen ihrer Gutartigkeit und hohen Spontanheilungsrate sollen Warzen möglichst mit nebenwirkungsarmen lokalen Methoden behandelt werden, bevor eine Kälte (Kryo)-Therapie oder andere, invasive Verfahren angewendet werden (a-t 1999; Nr. 2: 24-6). Dass auch Hausmittel nützlich sein können, legen Ergebnisse einer kleinen randomisierten, teilverblindeten Studie US-amerikanischer Kinderärzte nahe, in der eine Lokalbehandlung mit gewöhnlichem Allzweckklebeband (DUCT TAPE*) mit Kryotherapie verglichen wird. Bei DUCT TAPE handelt es sich um ein reißfestes Faserklebeband. 61 Patienten zwischen 3 und 22 Jahren nehmen teil. Zu den Ausschlusskriterien gehören Warzen im Gesicht, im Genitalbereich oder in der Umgebung von Fuß- bzw. Fingernägeln. Bei 30 Kindern werden die Warzen jeweils sechs Tage lang mit genau zugeschnittenem Klebeband abgeklebt. Dann soll die Warze angefeuchtet und untergegangenes Gewebe mit einem Bimsstein oder einer Nagelfeile entfernt werden. Am Folgetag wird ein neues angepasstes Gewebeband aufgeklebt und dieser Wechsel bis zum Verschwinden der Warzen bzw. maximal zwei Monate lang beibehalten. Alternativ erhalten 31 Kinder Kältebehandlungen im Abstand von zwei bis drei Wochen (maximal sechs Anwendungen). 6 Kinder aus der Kryotherapie-Gruppe und 4 Klebeband-behandelte gehen wegen fehlender Nachbeobachtung nicht in die Auswertung ein. 22 von 26 (85%) der mit Klebeband behandelten Warzen heilen vollständig ab, verglichen mit 15 von 25 (60%) nach Kältetherapie. Der Unterschied ist signifikant und klinisch relevant (NNT = 4) (FOCHT III, D.R. et al.: Arch. Pediatr. Adolesc. Med. 2002; 156: 971-4). Nimmt man bei allen 10 Studienabbrechern den für die Klebebandmethode ungünstigsten Fall an (Wirkungslosigkeit für Klebeband und Wirksamkeit für Kälteanwendung), geht der signifikante Unterschied allerdings verloren (Heilung bei 73% vs. 68%) (RINGOLD, S. et al.: Arch. Pediatr. Adolesc. Med. 2002; 156: 975-7). Einfachheit und weitgehende Schmerz- und Komplikationslosigkeit machen das Verfahren dennoch attraktiv, insbesondere für Patienten, die eine Pharmakon-freie Therapie wünschen. Vergleichsuntersuchungen mit Salizylsäure-Pflastern, der Standardtherapie von Warzen, fehlen. Die erzielte Abheilungsrate entspricht jedoch in etwa der von Salizylaten, -Red.

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