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Nebenwirkungen

BLIND DURCH LACHGAS NACH AUGEN-OP MIT SPEZIALGASEN

Einem 71-jährigen Mann mit Netzhautablösung wird nach Glaskörper-Entfernung und Kryotherapie als Tamponade ein Perfluorpropan- haltiges Gasgemisch ins Auge eingebracht. Bereits einen Tag nach der Operation kann er mit dem operierten Auge Handbewegungen wahrnehmen. Wegen akuter Harnverhaltung muss sich der Patient kurze Zeit später einer Prostataoperation unterziehen. Einen Tag nach dem zweistündigen Eingriff unter Lachgas- Anästhesie klagt er über kompletten Sehverlust und intensive Schmerzen im operierten Auge. Auch drei Monate später nimmt er mit diesem kein Licht mehr wahr, die Papille ist blass.1

Distickstoffmonoxid (Lachgas) diffundiert aus der Blutbahn rasch in die Gasblase im Auge. Indem es sich dort anreichert, kann es den intraokulären Druck erhöhen und zu Sehverlust führen. Da die Spezialgase mehrere Wochen im Auge verbleiben, hält die Gefährdung nach der Operation an. Alcon Pharma weist darauf hin, dass bis zu zwei bzw. acht Wochen nach einem augenchirurgischen Eingriff mit SF6-Schwefelhexafluorid bzw. C3F8-Perfluorpropan kein Lachgas verwendet werden darf. Die Patienten müssen hierüber Bescheid wissen und eine entsprechende Information bei sich tragen.1 Vor jeder geplanten Operation ist gezielt nach kurz zurückliegenden Augenoperationen zu fragen.2

Der Einfluss von Lachgas auf Gasansammlungen im Körper ist seit Langem bekannt: Laut Aufbereitungsmonografie kann es bei Patienten mit luftgefüllten Hohlräumen im Körper wie Ileus oder Pneumothorax auf Grund des hohen Partialdruckes von Lachgas zu Volumenzunahme oder Druckanstieg kommen.3 Beim Auge kann dies eine anhaltende Verschlechterung des Sehvermögens bis hin zur Erblindung zur Folge haben.

© 2002 arznei-telegramm

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