logo
logo
Die Information für medizinische Fachkreise
Neutral, unabhängig und anzeigenfrei
vorheriger Artikela-t 2002; 33: 51-2nächster Artikel
Neu auf dem Markt

GLAUKOMMITTEL BIMATOPROST (LUMIGAN)

Als dritter Prostaglandin-F2α (PGF2α)-Abkömmling zur topischen Behandlung des Offenwinkelglaukoms wird jetzt Bimatoprost (LUMIGAN) angeboten.

EIGENSCHAFTEN: Bimatoprost, ein so genanntes Prostamid, leitet sich wie Latanoprost (XALATAN) und Travoprost (TRAVATAN) vom Prostaglandin F2α ab. Anders als bei Latanoprost sollen die augeninnendrucksenkenden Effekte nicht durch Prostaglandinrezeptoren vermittelt sein. Der Wirkmechanismus ist nicht vollständig geklärt, ein Prostamidrezeptor nicht identifiziert. Bimatoprost senkt den Augeninnendruck durch verstärkten uveoskleralen und trabekulären Abfluss von Kammerwasser.1

KLINISCHE STUDIEN: In zwei zulassungsrelevanten Phase-3-Studien mit insgesamt knapp 1.200 Patienten senkt Bimatoprost in der empfohlenen Dosierung von einmal täglich 1 Tropfen zu 0,03% den Augeninnendruck innerhalb von sechs Monaten signifikant stärker als zweimal täglich 1 Tropfen 0,5% Timolol (CHIBRO-TIMOPTOL u.a.).1,2 Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA erachtet diesen Unterschied als klinisch unbedeutend.3 Als Monotherapie oder als Zusatz zu Betablockern soll Bimatoprost im direkten Vergleich nicht schlechter wirken als Latanoprost.1

UNERWÜNSCHTE WIRKUNGEN: Das Störwirkungsspektrum ähnelt dem von Latanoprost. Allerdings wird Bimatoprost in kontrollierten Studien nicht nur schlechter vertragen als Timolol, sondern auch als Latanoprost.

Unter der Neuerung klagen signifikant mehr Patienten über unerwünschte Ereignisse (76%) als unter Timolol (42%). Hyperämie der Bindehaut (über 30%), Wachstum (über 10%) und Verfärbung der Wimpern, Juckreiz der Augen (über 10%), Augentrockenheit, Erythem oder Pigmentierung der Lider kommen deutlich häufiger vor. Auch brechen mehr Patienten die Behandlung wegen unerwünschter Wirkungen ab (7%; Timolol: 3,3%).1 Verstärkte Irispigmentierung wird in den Studien bei 1% bis 3% beschrieben, intraokuläre Entzündung bei 0,2% bis 0,4%.1 Da in den Kontrollgruppen mit Latanoprost keine Augenentzündungen erfasst sind, in der Literatur aber eine Inzidenz anteriorer Uveitiden von 6% beschrieben ist, vermutet die europäische Zulassungsbehörde EMEA, dass an den Bimatoprost-Studien nur wenige Uveitis-gefährdete Patienten beteiligt waren. Wie bei Latanoprost werden auch bei Bimatoprost Herpeskeratitis4 und Makulaödem5 beobachtet.

Als systemische unerwünschte Wirkungen sind Kopfschmerzen, Schwäche und veränderte Leberwerte bei mindestens 1% der Patienten beschrieben. Ein Patient wird wegen Brustschmerzen in die Klinik eingewiesen. Dort wird eine koronare Herzkrankheit diagnostiziert. Auslösung von Angina pectoris ist auch unter Latanoprost beschrieben (a-t 2002; 33: 27-30).

DOSIS UND KOSTEN: Der neue PGF2α-Abkömmling Bimatoprost (LUMIGAN; täglich 1 Tropfen) verteuert die Glaukombehandlung gegenüber dem Betablocker Timolol (CHIBRO-TIMOPTOL u.a.; zweimal täglich 1 Tropfen) auf das Fünf- bis Siebeneinhalbfache. Er kostet jedoch 15% weniger als das ältere PGF2α-Derivat Latanoprost (XALATAN; einmal täglich 1 Tropfen).

FAZIT: Der Prostaglandin-F-Abkömmling Bimatoprost (LUMIGAN) senkt den Augeninnendruck etwas stärker als das Erstwahlmittel Timolol (CHIBRO-TIMOPTOL u.a.). Er wird aber lokal deutlich schlechter vertragen als Timolol und das ältere Prostaglandinderivat Latanoprost (XALATAN). Die Langzeitsicherheit ist nicht überschaubar. Wir sehen keinen Verordnungsgrund.

© 2002 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.

vorheriger Artikela-t 2002; 33: 51-2nächster Artikel