logo
logo
Die Information für medizinische Fachkreise
Neutral, unabhängig und anzeigenfrei
vorheriger Artikela-t 2001; 32: 119nächster Artikel
Korrespondenz

PERTUSSIS-AUFFRISCHIMPFUNG BEI JUGENDLICHEN

Die STIKO empfiehlt seit dem Jahr 2000 für bereits vollständig gegen Pertussis grundimmunisierte Kinder und Jugendliche eine Auffrischimpfung zwischen dem 11. und 18. Lebensjahr. Wie ist die Datenlage zur Pertussis-Epidemiologie? Gibt es konkrete Aussagen zur Dauer des Impfschutzes? Für wie sinnvoll halten Sie diese Empfehlung?

M. PAUL (AOK Thüringen)
D-99084 Erfurt

An der Kinderkrankheit Keuchhusten erkranken vorwiegend Säuglinge und Kleinkinder, in Ländern mit hohen Durchimpfungsraten mittlerweile jedoch bis zu 50% Jugendliche und Erwachsene.1,2 In mehreren Studien ist bei etwa jedem fünften Erwachsenen, der länger als zwei Wochen über Husten klagt, Pertussis nachgewiesen worden.2,3 Im Allgemeinen verläuft die Erkrankung bei Jugendlichen und Erwachsenen weniger schwer, aber Rippenfrakturen, Pneumothorax, schwerer Gewichtsverlust und sehr selten auch die bei Säuglingen gefürchtete Enzephalopathie sind beschrieben.3

Immunität gegen Keuchhusten hält nur begrenzt an, nach Erkrankung 15 bis 20 Jahre, nach vollständiger Grundimmunisierung mit Ganzkeimimpfstoff etwa zehn Jahre.2 Für die seit 1995 verfügbare und empfohlene azelluläre Pertussis-Vakzine (PAC MERIEUX, auch in Mehrfachimpfstoffen) lässt sich die Dauer der Immunität noch nicht zuverlässig angeben.2 Eine kürzlich veröffentlichte Studie mit mehr als 10.000 Kindern deutet einen Impfschutz von mindestens fünf Jahren an.4

Seit 2000 empfiehlt das Robert KOCH-Institut (RKI), bei Kindern und Jugendlichen zwischen dem 11. und 18. Lebensjahr die Keuchhusten-Impfung nachzuholen oder aufzufrischen. Begründet wird diese Empfehlung mit der steigenden Erkrankungshäufigkeit in dieser Altersgruppe und der Gefahr epidemischer Ausbrüche. Das RKI fürchtet Einschleppung in Familien mit erhöhter Infektionsgefahr noch nicht geschützter Säuglinge.5 Erhebungen aus Sachsen-Anhalt liefern Hinweise auf regional gehäuft vorkommende Keuchhustenerkrankungen bei älteren Schulkindern und stützen die Befürchtungen des RKI.6 Einen Beleg für zunehmende Säuglingsinfektionen durch erkrankte Geschwisterkinder finden wir jedoch nicht.

Für die Auffrischimpfung stehen in Deutschland der Einzelimpfstoff PAC MERIEUX sowie der Thiomersal-freie Dreifach-Kombinationsimpfstoff gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis BOOSTRIX zur Verfügung. Unerwünschte Wirkungen wie Schmerzen und Verhärtung an der Einstichstelle, lokale Spätreaktionen sowie Erbrechen sind häufig. Bei bis zu 1% der Patienten kommt es zu Fieber über 39 Grad, Blutdruckanstieg, Muskel- und Gelenkbeschwerden.7 Wie häufig mit schweren Störwirkungen wie Krampfanfällen zu rechnen ist, lässt sich nicht beziffern.7,8

Erfolgen Auffrischimpfungen mit sämtlichen empfohlenen Komponenten (Tetanus, Diphtherie, Polio, Pertussis), sind mindestens zwei Injektionen erforderlich. Die Auffrischimpfung auch gegen Pertussis verdoppelt die Impfstoffkosten auf 73 DM bis 84 DM gegenüber 38 DM für einen Kombinationsimpfstoff gegen Tetanus, Diphtherie und Polio.

FAZIT: KeuchhustenerkrankungenHyH betreffen zunehmend ältere Schulkinder und Erwachsene. Das Robert KOCH-Institut begründet die generelle Empfehlung zur Pertussis-Auffrischimpfung mit der Gefahr epidemischer Ausbrüche unter Jugendlichen und nachfolgenden Infektionen ungeschützter Säuglinge in den Familien. Dies erscheint plausibel. Die Impfstoffkosten in der Altersgruppe von 11 bis 18 Jahren werden verdoppelt.

© 2001 arznei-telegramm

Autor: angegebene Leser bzw. Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.